2015-02-26 14:48:00

Einmütigkeit unter der neuen Bischofs-Generation


Die alten Grabenkämpfe unter den Bischöfen scheinen vorbei zu sein, die neue Bischofsgeneration bemüht sich um Einmütigkeit. Das hat der Chefredakteur vom Kölner Domradio, Ingo Brüggenjürgen, in den Tagen der Frühjahrsvollversammlung 2015 der Deutschen Bischofskonferenz beobachten können. Im Gespräch mit Radio Vatikan zieht er ein Resümee über die vergangenen Tage in Hildesheim.

Radio Vatikan: Eines der wichtigsten Themen war die Weltbischofssynode im Oktober, die Bischöfe haben ihre drei Delegierten gewählt – ihr Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx sowie die Fachbischöfe Heiner Koch und Franz-Josef Bode. Mit welchen Erwartungen reisen die deutschen Bischöfe im Oktober nach Rom?

Ingo Brüggenjürgen: Alle drei sind guter Dinge und freuen sich auf Rom und haben gesagt: ‚Wir wollen nicht jetzt schon sagen, was dort alles passiert. Wir als deutsche Kirche haben natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, wir wollen uns auch einbringen, aber wir wollen auch hörende Bischöfe sein, denn das Ganze ist ein synodaler Prozess. Da geht es nicht um irgendwelche Mehrheiten, sondern letztendlich darum, in der Wahrheit des Glaubens die richtigen Entscheidungen zu treffen’.

RV: Auch das Thema Flüchtlinge haben die Bischöfe bei Ihrem Treffen in Hildesheim noch einmal ausdrückliche betont - mit welcher Absicht?

Brüggenjürgen: Besonders am Herzen lagen natürlich hier in Hildesheim bei den 66 Bischöfen, die sich hier versammelt haben, auch die Frage der Flüchtlinge. Das kann auch gar nicht anders sein, dass machte der zuständige Bischof für Flüchtlingsfragen der Weltkirche – Bischof Ludwig Schick aus Bamberg – deutlich. Er sagte: „Christen müssen sich immer für Flüchtlinge einsetzen, das geht überhaupt nicht anders. Das ist zum einen darin begründet, dass Gott jedem Menschen eine Würde mitgegeben hat, und für diese Würde des Menschen müssen wir uns überall einsetzen. Dann gilt natürlich auch das Jesuswort, ich war fremd und obdachlos und ihr habt mir Heimat gegeben. Insofern können die Kirchen hier nicht anders als helfen, so gut es geht. Bischof Schick sagte, 50 Millionen Flüchtlinge, das sei wahrscheinlich nur die Untergrenze, es gebe eine hohe Dunkelziffer. Gerade die Flüchtlingsströme in Afrika und im Nahen Osten machen den Bischöfen große Sorgen; das sind die verfolgten Christen im Irak. Das wurde hier auch deutlich, man will sich dafür einsetzen, man will weiterhelfen, man will weitere Gelder bereitstellen. Man möchte aber auch die eigentlichen Ursachen für diese Flüchtlingsströme nicht außer Acht lassen, denn es gilt auch immer wieder die Not und das Elend in den betroffenen Ländern so gut es denn geht abzumildern, damit die Flüchtlinge erst gar nicht verlassen müssen, denn niemand verlässt gerne sein Heimatland. Das ist doch klar.

RV: Einen ganzen Studientag haben die 66 Bischöfe sich auch der Medienarbeit gewidmet - sind jetzt alle Bischöfe auf dem aktuellen Stand der Medienentwicklung?

Brüggenjürgen: Die Bischöfe wollten sich dazu schlau machen, denn sie spüren die rasante Medienentwicklung und das die Kirche dort kaum hinterherkommt. Insofern waren die Bischöfe hier erst einmal nur Hörende. Man hatte Experten eingeladen und sich schlau gemacht. Man konnte aber nicht nur hören, sondern selber auch konkrete Medienerfahrung sammeln. Denn vor dem Konferenzraum waren entsprechende kirchliche Informationsstände aus der Medienarbeit aufgebaut und einer der Experten schilderte mir das so: ‚Da war ein Bischof bei mir, der hatte sich noch nie ein Youtube-Video angeklickt.’ Auf der anderen Seite wissen wir, es gibt Bischöfe, die nutzen die modernen Medientechniken jeden Tag. Da ist der Bischof Oster, der von seinen Erfahrungen mit Facebook berichtete oder der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, der auch das Internet und Facebook für die Firmung und für den Kontakt mit den Firmgruppen regelmäßig nutzt. Also hier gibt es große Unterschiede, was den Kenntnisstand betrifft, das versuchte man hier auszuräumen, und alle Bischöfe spüren, dass wenn man die frohe Botschaft glaubwürdig verkünden will, dass man an den neuen Medien – auch Social Media-Aktivitäten – eigentlich nicht mehr vorbei kann. Gerade auch um den Kontakt zu den jungen Gruppen, zu den Jungen, die am Glauben Interesse haben, nicht zu verlieren.

RV: Abschließend - wenn man die Konferenz insgesamt analysiert - was bleibt - was ist das Fazit?

Brüggenjürgen:  Ich hatte gerade noch Gelegenheit mit dem Gastgeber – Norbert Trelle – zu sprechen. Der war rundum zufrieden und sagte, das sei eine gelungene Konferenz gewesen. Das Bistum Hildesheim ist ja 1.200 Jahre alt und man feiert das mit einem ganzen Jubiläumsjahr. Das jetzt gleich zum Auftakt die Bischöfe da waren, war ein gutes Signal. Das Jubiläum hier in Hildesheim steht unter dem Motto „Ein heiliges Experiment“, ob das Experiment, was die Bischöfe hier gemacht haben unbedingt heilig war, weiß ich nicht. Aber was wir beobachten konnten, die Bischöfe sind sehr bemüht in großer Einmütigkeit Lösungen zu finden. Die alten Grabenkämpfe, die früher einmal gab, die sind – glaub ich – ein bisschen hinten angestellt. Es hat auch einen Generationswechsel hier gegeben, jüngere Bischöfe sind nachgerückt. Insofern glaube ich, es ist eine Art Klimawechsel. Man ringt gemeinsam um den rechten Weg, damit man auch zukünftig den Glauben an die neuen Generationen, an die nachwachsenden Generationen kraftvoll weitergeben kann. Und insofern glückliche Gesichter hier bei den Bischöfen, die Hildesheim inzwischen verlassen haben.

(rv 26.02.2015 pdy)








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