2015-02-19 13:55:00

Jordanien: Sturm erschwert Leben der Flüchtlinge


Es ist der dritte Wintersturm binnen weniger Wochen, der Jordanien ins Haus steht: Jana – so haben Meteorologen ihn getauft - soll eine Windstärke von über 100 Stundenkilometern erreichen und an die 70 cm Schnee bringen. Das dürfte den zehntausenden syrischen Flüchtlingen in Jordanien das Leben noch schwerer machen als ohnehin schon. Insgesamt leben laut UNHCR in Jordanien 620.000 syrische Flüchtlinge, rund 84 Prozent von ihnen sind außerhalb von Flüchtlingslagern untergekommen. Marten Mylius ist Teamleader der NGO Care International, die Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe anbietet; der 38-Jährige erzählt von der prekären Lage der Flüchtlinge in urbanen Räumen wie Azraq oder Amman.

„Dort leben sie in unfertigen Häusern, in Zelten, in Wohnungen. Eine 27-jährige alleinerziehende Mutter von fünf Kindern hat mir in Azraq erzählt, dass sie in ihrer Einzimmerwohnung kein Glas im Fenster haben. Sie können sich nicht für den Winter fit machen, sie haben kein Geld dafür. Sie sind angewiesen auf Hilfsorganisationen oder Nachbarschaftshilfe, also bei den Nachbarn etwas essen oder sich aufwärmen.“

Der letzte Sturm dauerte eine Woche und führte zum totalen Chaos, erklärt der Mitarbeiter. In den Camps ist zumindest die Basishilfe gegeben. Aber in den Städten stoßen die Hilfen schnell an ihre Grenzen:

„Zum Beispiel gibt es Nahrungsmittelgutscheine. 20 Euro im Monat, damit können sie sich etwas zum Essen kaufen. Allerdings sind die finanziellen Zuwendungen bis auf die Hälfte gekürzt worden; das heißt, dass man dann lediglich für 2-3 Wochen Geld für Essen hat, und dann muss man sehen, wie man über die Runden kommt.“

Laut einer UNHCR- Studie leben zwei Drittel der syrischen Flüchtlinge in Jordanien unter der Armutsgrenze. Einer von sechs Haushalten befindet sich in bitterster Armut und muss im Monat mit weniger als 40 Dollar pro Person auskommen. Fast vier Jahre nach Ausbruch des Konfliktes in Syrien werden immer mehr Flüchtlinge abhängig von Hilfsleistungen. Die Ressourcen und die Infrastruktur Jordaniens stoßen ebenfalls an die Grenzen. Für Mylius ist am schlimmsten die Verzweiflung der Flüchtlinge, die Perspektivlosigkeit. Er erinnert sich an ein Flüchtlingspaar, das unbedingt das Camp verlassen wollte.

 „Und dann haben sie es einfach nicht geschafft. Weil die Lebensmittel teurer werden, weil man sich die Mieten nicht leisten kann…und sie sind dann wieder mit Sack und Pack, mit der Familie, zurück gekommen. Diese Perspektivlosigkeit: dass es so aussieht, dass man einfach nicht mehr zurückkehren kann. Dabei wäre alles, was sie sich wünschen, eine solche Rückkehr nach Hause.“

(rv 19.02.2051 no) 








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