2015-02-19 15:01:00

EU: Krise noch lange nicht vorbei


Die Krise ist noch lange nicht vorbei, aber es gibt Hoffnung. Seit drei Jahren veröffentlicht die Caritas jährlich einen Bericht über die sozialen Auswirkungen der Finanzkrise in Europa. Der neueste Bericht wurde an diesem Donnerstag vorgestellt; er dekliniert das Problem der Armut durch die Krise an sieben Beispielländern durch. Am härtesten betroffen sind dem Bericht zufolge Zypern, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Irland und Rumänien.

Jorge Nuño-Mayer ist Generalsekretär von Caritas Europa. Er betont im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die momentane Krise ein sogenanntes ‚win-loose-game’ sei - und zwar für jeden, nicht nur für die Krisenländer.

„Wir sehen, dass die Krise noch lange nicht vorbei ist, dass immer mehr Menschen zur Caritas kommen. Wir stellen fest: Mehr Armut ist da, mehr Ungleichheiten in den Ländern sind da. Das heißt, die Mittelschicht der Bevölkerung bzw. die ärmere Schicht der Bevölkerung ist nun viel ärmer, während zehn Prozent der reicheren Mitbürger trotz der Krise reicher sind.“

Diese Entwicklung ist für Nuño-Mayer ganz klar eine Folge der Politik. Die Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre hätten das Wachstum in den Krisenländern abgewürgt.

„Als Konsequenz davon sehen wir, dass die Menschen verärgert sind, dass die Menschen mehr leiden, dass die Menschen auch – und das ist schlimm! – ihr Vertrauen in die politischen Institutionen, in ihre eigene Regierung, in die Europäische Union verlieren. Und damit steht die soziale Kohäsion, das heißt, der Zusammenhalt der Menschen in unserer Gesellschaft unter einem großen Risiko.“

Man müsse sich nur die vergangene Europaparlamentswahl anschauen, bei der viele kleine und radikale Gruppen gewählt wurden, um zu sehen, dass etwas nicht stimme, erklärt Nuño-Mayer. Aber trotz einem Zuwachs von Armut sieht Nuño-Mayer auch eine Hoffnung. Die Europapolitik bräuchte, so meint er, lediglich einen Paradigmenwechsel.

„Wir denken, dass das Paradigma, dass wir nur auf die Wirtschaft schauen, geändert werden kann. Dass auch Sozialpolitik im Zentrum zu stehen hat. Wie wir das auch in den deutschsprachigen Ländern sehen... Dort, wo soziale Systeme funktionieren, hat die Krise viel weniger Auswirkungen auf die Menschen gehabt.“

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben 2010 im Angesicht der Krise versprochen, die Armut zu reduzieren. Innerhalb von drei Jahren sind jedoch weitere vier Millionen Menschen von Armut betroffen – es sind inzwischen über 124 Millionen EU-Bürger. Jorge Nuño-Mayer fordert daher von der EU: „Macht das, was ihr versprochen habt! Vergesst das nicht, schaut nicht nur auf die Wirtschaft, schaut auch, was mit den Menschen ist.“

(rv 19.02.2015 pdy)








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