2015-02-09 11:20:00

Nigeria: Seit Pariser Anschlag ist alles anders


Boko Haram hat die Präsidentenwahl verschoben: Auf diesen Gedanken könnte man jedenfalls kommen, wenn man eine Erklärung von Nigerias Wahlkommission vom Wochenende für bare Münze nimmt. Die Kommisson begründete das Verschieben der Präsidentenwahl, die eigentlich am letzten Samstag stattfinden sollte, mit „Sicherheitsbedenken“ angesichts des Islamistenterrors. Eine Begründung, die der US-Außenminister mit wütenden Worten kommentiert hat: Die Regierung dürfe Sicherheitsbedenken nicht als „Vorwand für eine Behinderung demokratischer Prozesse“ gebrauchen, so John Kerry. Tatsache ist: Boko Haram zerstört vieles in Nigeria, auch die jahrzehntelange gute Nachbarschaft von Christen und Muslimen im Land. Das ist es, was der Bischof von Maradí, Ambroise Ouédraogo, im Gespräch mit Radio Vatikan besonders beklagt.

„Männer und Frauen, Jugendliche, alles Menschen, mit denen wir bisher friedlich zusammenlebten, haben unsere Kirchen angegriffen. Früher kamen sie zu unseren christlichen Festlichkeiten und feierten mit, wir gingen umgekehrt zu ihren Feierlichkeiten anlässlich des Ramadans. Das war jedes Jahr so! Doch plötzlich hat sich alles verändert - und zwar seit dem Anschlag in Paris. All das, was wir über die Jahre aufgebaut haben, ist plötzlich zerstört worden.“

Die Dschihadisten haben nach Darstellung des Bischofs die Attentate von Paris und die Reaktionen im Westen darauf genau verfolgt. Viele einfache Muslime waren über die Karikaturen von Charlie Hebdo entsetzt - das nutzten Hassprediger aus, um zum Angriff auf christliche Einrichtungen in Nigeria aufzufordern. Schließlich sei das Christentum ja ein Repräsentant des – aus dieser Sicht – „furchtbaren Westens“. Allerdings räumt der Bischof ein, dass nicht alle Muslime in Nigeria für Boko Haram und die Propaganda des Hasses empfänglich seien. Und eine wichtige Unterstützung erhielten die Christen in Nigeria auch vom Papst.

„Wir haben einen Brief von Papst Franziskus erhalten, in dem er uns seine Unterstützung zusichert. Er verwendet die richtigen Worte: einfache und tiefgründige Sätze, die uns darin bestärken, weiterhin auf Solidarität zu setzen und auf Nächstenliebe. Wir müssen Brücken schlagen zu all unseren Brüdern und Schwestern, zwischen Christen und Muslimen. Wir wollen keine Menschen, die Barrieren aufstellen!“

(rv 09.02.2015 mg)








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