2015-02-03 16:32:00

Seligsprechung Romeros: „Ich werde in meinem Volk auferstehen”


Hinter dem Märtyrer Oscar Arnulfo Romero stehen viele weitere überzeugte Christinnen und Christen, die für den Glauben gestorben sind. Das sagt der Geschäftsführer das Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Bernd Klaschka, im Interview mit Radio Vatikan. Der Vatikan hatte an diesem Dienstag ein Dekret veröffentlicht, welches das Martyrium Romeros offiziell anerkennt, einer Seligsprechung steht damit nichts mehr im Wege. Die Menschen in El Salvador und darüber hinaus würden ihn aber jetzt schon als Heiligen verehren, sagt Klaschka. Er hat Oscar Romero einst selber kennen gelernt und war als Priester und Seelsorger in Mittelamerika tätig.

Prälat Klaschka berichtet, welche Rolle Romero heute für das Land, die Menschen und die Kirche spielt.

Die Katholiken und die Erzdiözese in San Salvador kennen den ‚bald Seligen’ nicht nur aus Lebensbeschreibungen, erklärt Prälat Klaschka. Sein Wort sei in dem mittelamerikanischen Staat auch heute noch präsent und allgegenwärtig. Hoffnung, Lebenszuversicht und ein menschenwürdiges Leben seien die Schlagwörter, die Menschen mit seiner Person verbinden. Die jetzige Seligsprechung des „Hoffnungsträgers von San Salvador“ gebe diesem Grundvertrauen der Menschen in Romero einen neuen geistlichen Impuls.

Menschenwürdiges Leben und Nein zu Gewalt

Besonders wichtig an Romero sei sein beispielhafter Kampf für ein menschenwürdiges Leben sowie die Kraft der Ablehnung gegen die Gewalt gewesen. Vor allem das sei in San Salvador ein Thema, betont Klaschka. Mit über sechzig Morden pro 100.000 Einwohner zählt El Salvador auch heute noch zu den gefährlichsten Ländern der Welt.

Unterschwellige Folgen des Bürgerkriegs

Die Ermordung des prominenten Erzbischofs war 1980 der Auftakt zu einem zwölfjährigen Bürgerkrieg (1980-1992) zwischen Militärregierung und Guerillabewegung in El Salvador gewesen. Dabei kamen nach Schätzungen der Vereinten Nationen 75.000 Menschen ums Leben. Die Hintermänner des Mordes wurden bis heute nicht gefunden. Trotz der Friedensabkommen sieht Klaschka noch unterschwellige Folgen des Kriegs im Land. Die hohe Jugendkriminalität sei eine davon: Er hoffe, dass Romero hier als Beispiel dienen könne, denn er habe damals die Stimme gegen die Gewalt im Land erhoben und die Militärregierung sowie die soziale Ungerechtigkeit scharf verurteilt.

Gerechtigkeit auf der Tagesordnung

„Die ungerechten Verhältnisse in San Salvador schreien zum Himmel“, sagt Klaschke. Aus diesem Grund sei die Suche nach Gerechtigkeit ein Dauerbrenner. Romero kann hier als Vorbild wirken, denn er ließ sein „Leben für die Gerechtigkeit um des Glaubens willen“. Die Schere zwischen Arm und Reich geht in San Salvador heute noch weit auseinander. 2013 wurde laut der Tagesszeitung El Mundo errechnet, dass rund 150 Superreiche im Land das Vierfache des Staatshaushaltes zur Verfügung hätten.

In Südamerika bereits ein Heiliger

Die Menschen haben zwar lange auf die Seligsprechung gewartet, doch für die Menschen in Südamerika sei Romero „längst ein Heiliger und nicht nur ein Seliger“, erklärt Klaschke. Das werde auch mit seinem Märtyrer-Tod begründet. Mit 62 Jahren ist Romero während einer Messe in einem Krankenhaus der Hauptstadt erschossen worden. Kurz vor seinem Tod hatte er „im Namen Gottes“ zu einem Ende der Unterdrückung aufgerufen.

(rv 03.02.2015 ord)








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