Die anglikanische Kirche von England warnt vor einer vorschnellen Freigabe eines
neuen reproduktionsmedizinischen Verfahrens. Für das Verfahren, das unter dem Schlagwort
„Drei-Eltern-Babys“ bekannt geworden ist, fehle es an verlässlichen wissenschaftlichen
Daten, schreibt der „Daily Telegraph“ unter Berufung auf den medizinethischen Berater
der anglikanischen Kirche, Brendan McCarthy. Die von britischen Forschern entwickelte
gentechnische Methode zielt darauf ab, bei einer künstlichen Befruchtung die Weitergabe
von schweren Erbkrankheiten wie Muskelschwund zu verhindern, die auf einem Defekt
der Mitochondrien-DNA beruhen. Diese sitzt im Plasma der weiblichen Eizelle. Bei dem
Verfahren tauschen Mediziner die defekte DNA gegen die gesunde DNA einer erblich nicht
belasteten Spenderin ein. Das Baby hätte damit die DNA von drei Menschen: dem Vater
und zwei „Müttern“.
Das britische Unterhaus will am kommenden Dienstag über die Zulassung des Verfahrens
abstimmen, das Oberhaus am 23. Februar. Die Zustimmung des Parlaments vorausgesetzt,
könnten die ersten „Drei-Eltern-Babys“ im Herbst 2016 zur Welt kommen.
Die anglikanische Kirche forderte stattdessen weitere ethische und wissenschaftliche
Studien, um die Folgen des Verfahrens abschätzen zu können. „Ohne ein besseres Verständnis
darüber, welche Rolle die Mitochondrien bei der Weitergabe von Erbeigenschaften haben,
hält die Kirche eine entsprechende gesetzliche Regelung zur jetzigen Zeit für unverantwortlich“,
hieß es. Unterdessen hält offenbar auch unter Wissenschaftlern die Kontroverse über
die neue Methode an.
(kna 30.01.2015 sk)
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