2015-01-30 12:31:00

Erzbischof: Düstere Aussichten für Aleppo


Nichts Neues in Syrien: Dass in Moskau Friedensverhandlungen zwischen syrischer Regierung und Rebellen stattfinden, findet noch nicht einmal mehr den Weg auf die Nachrichtenseite der Zeitungen. Und von einer Waffenstillstands-Initiative für Aleppo, wie sie die UNO kürzlich anregte, ist auch keine Rede mehr. Düstere Aussichten für Aleppo – das sagt auch der griechisch-melkitische Erzbischof der Stadt, Jean-Clément Jeanbart, den wir in diesen Tagen in Rom getroffen haben.

„Die Lage wird schlimmer, denn die Lebensbedingungen der Menschen sind immer dramatischer geworden. Wir haben nur noch eine Stunde Strom und Licht am Tag – und eine Stunde Wasserversorgung. An manchen Tagen gibt es aber auch weder Strom noch Wasser. Nahrung wird knapp, der Winter ist dieses Jahr sehr hart, es gibt kein Benzin und nichts, mit dem man sich wärmen könnte. Die Kinder, die alten Leute sitzen also ständig in große Decken gewickelt herum. Die Regierung wirft außerdem Bomben über den Stadtteilen, die von den Dschihadisten gehalten werden, ab, und die Dschihadisten antworten durch Granaten- und Mörserbeschuss der Stadtteile, die unter der Kontrolle der Regierung sind. Und in diesen Stadtteilen wohnen wir: Das sind die christlichen Viertel. Und wir bekommen diesen ständigen Beschuss ab, auch meine Kathedrale und andere Kirchen sind beschädigt worden.“

Die Menschen hielten es in der Stadt nicht mehr aus, so Erzbischof Jeanbart; wer könne, der gehe fort.

„Der Exodus ist stärker als vorher. Vorher gab es noch Hoffnung auf eine Lösung, aber vor Ort sieht man schnell, dass sich nichts ändert.“

Zum Chaos in und um Aleppo trägt nach Ansicht des Erzbischofs bei, dass die Rebellen schon seit langem in viele verschiedene Grüppchen zerfallen sind.

„Es gibt gar nicht die eine Rebellengruppe, sondern viele verschiedene Gruppen. Und das hilft natürlich nicht, wenn man einen Dialog organisieren will: Für einen Dialog braucht man ja klare Ansprechpartner. Ich habe allerdings den Eindruck, dass bei den Rebellen Bemühungen im Gang sind, sich wenigstens auf einen gemeinsamen Sprecher zu einigen; trotzdem, im Moment wissen wir nie, wer gerade wen entführt hat, in welcher Region etwa die entführten Bischöfe festgehalten werden, und unter der Kontrolle welcher Seite.“

Im April 2013 hatten Rebellen zwei Bischöfe von Aleppo entführt; Bemühungen um eine Freilassung sind bisher ins Leere gelaufen.

(rv 30.01.2015 sk)








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