2015-01-22 09:31:00

Österreich: Gedenken an Armenier-Genozid


Die christlichen Kirchen in Österreich werden am 24. April im Wiener Stephansdom gemeinsam der Opfer des Völkermords an den Armeniern vor hundert Jahren gedenken. Das gab Kardinal Christoph Schönborn bei einem ökumenischen Empfang am Mittwochabend bekannt. Das Gedenken an den Genozid müsse getragen sein vom Bemühen um „Wahrheit und Gerechtigkeit“, führte Erich Leitenberger von der Stiftung „Pro Oriente“ aus. Es gelte die Verbrechen anzuerkennen und zu verurteilen, bei denen rund 1,5 Millionen armenische und weitere ca. 500.000 syrische Christen getötet wurden, „weil sie Christen waren“. Nur wer damals zum Islam konvertierte, habe sich retten können, so Leitenberger. Er verwies darauf, dass die Täter selbst größtenteils agnostisch waren, sich aber beim Völkermord des „islamischen Arguments bedient haben“. Vor diesem Hintergrund werde die armenisch-apostolische Kirche am 23. April in einem „kirchengeschichtlich einmaligen Vorgang“ die 1,5 Millionen Opfer des Genozids kumulativ heiligsprechen.

Kardinal Schönborn erinnerte an das Verdienst des „jüdisch-böhmisch-österreichischen Schriftstellers Franz Werfel“, durch seinen Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ dem Armenier-Genozid ein literarisches Denkmal geschaffen zu haben. Werfel habe dafür aus Dankbarkeit 1932 vom damaligen armenisch-apostolischen Patriarchen in Jerusalem ein kleines Kreuz erhalten. Dieses armenische Kreuz habe den Literaten immer begleitet, auch bei seiner Flucht vor den Nazis in die USA. Werfels Frau Alma habe das Kreuz aufbewahrt, und aus ihrem Nachlass sei es schließlich an Kardinal Schönborn weitergegeben worden, der es restaurieren ließ. Es wird bald im umgebauten Museum der Erzdiözese Wien einen Platz haben wird.

Gespräch mit Islam „gemeinsame Sorge“

Als eine „gemeinsame Sorge“ bezeichnete Kardinal Schönborn das Verhältnis zum Islam. Die aktuellen Ereignisse machten deutlich, in welch schwieriger Situation sich Muslime, Christen und die ganze Zivilgesellschaft befänden. Der Wiener Erzbischof berichtete in diesem Zusammenhang, dass er in den letzten Tagen zahlreiche Gespräche über das „König-Abdullah-Zentrum“ (KAICIID) geführt habe. Dieses Dialogzentrum sei von Anfang an mit einer „großen Hypothek“ gestartet. „Ich maße mir kein Urteil an, aber haben wir eine echte Alternative zum Versuch, zum Gespräch?“ fragte der Kardinal. Er sprach gleichzeitig von der christlichen Hoffnung und Gewissheit, dass die Geschichte insgesamt gut ausgehe, „freilich nicht ohne das Kreuz“.

(kap 22.01.2015 sk)








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