2015-01-18 08:53:00

Auf Bäume geklettert: Eindrücke vom Rizal Park in Manila


Schon ein paar Stunden vor Beginn der Papstmesse sind alle Boulevards rund um den Rizal Park blockiert: Menschenmassen strömen hin und her, Straßenverkäufer bieten mitten im Gewühl warme Maiskolben an, viele Menschen schwenken Figuren des ‚Santo Nino‘, des von den Filipinos sehr verehrten Jesuskindes, dessen Fest auf diesen Sonntag fällt. Die Stimmung ist ausgelassen und doch diszipliniert, der Regen ist heftig; wer kein Regencape hat und keinen Schirm, hält sich ein Stück Pappe oder Plastik über den Kopf.

Am Straßenrand stehen Lautsprecherwagen, aus denen Radio-Reportagen vom Rizal-Park zu hören sind. Eine kleine Gruppe von Katholiken fängt an, trotz des Gedrängels zu singen und zu tanzen: ‚Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt‘, singen sie. Wahrscheinlich Charismatiker. Auch Straßenkinder, barfuss, sind in der Menge zu sehen, sie laufen unbekümmert durch die Pfützen. Nur mit Mühe bahnt sich ein Krankenwagen den Weg.

Bis zum „Roxas Boulevard“ direkt am Eingang des Rizal-Parks (oder ‚Luneta‘, wie die Einwohner von Manila meist sagen) komme ich, dann geht es nicht mehr vorwärts und auch nicht mehr zurück. Man sieht von hier eigentlich nur die philippinische Fahne, die hoch über den Köpfen am Monument des Widerstandskämpfers Rizal weht; viele Menschen sind auf Bäume oder Laternenmasten geklettert, um besser zu sehen. Vom Papst-Podium dröhnen Musik und Lautsprecher-Durchsagen herüber. Wieviele Millionen das hier sind? Wie soll ich das zählen. Die Menschen sind jedenfalls sehr viele – und wenn man sie fragt, warum sie gekommen sind, sagen sie fast unisono: „Wir wollen den Papst sehen.“

„Wir hoffen, dass wir ihn sehen“, sagt dieser junge Mann. „Bis zum Luneta-Park stoßen wir nicht durch, darum warten wir hier auf ihn.“ Aber hier rast er doch nur in einer Sekunde vorbei? „Das macht nichts. Hauptsache, wir hören seine Worte und sehen ihn, das reicht uns. Danach gehen wir ins Auditorium und sehen den Papst im Luneta-Park per Live-Stream.“ Ich frage ihn, was ihn am Papstbesuch bisher beeindruckt hat. Aber darauf geht er nicht ein: „Wie Zachäus, wie Zachäus in der Bibel“, sagt er. „Ich will ihn einfach nur sehen. Selbst wenn ich ihn nicht anfassen kann, fühle ich mich doch schon so gesegnet!“

„Der Papst hat schon die Herzen vieler Menschen hier berührt“, sagt mir eine Frau. Sie hat die Visite von Anfang an am Fernsehen mitverfolgt. Was sie am meisten beeindruckt? „Seine Einfachheit.“ „Seine Worte der Weisheit“, fällt eine Freundin ein. „Er hat wirklich unsere Herzen angerührt. Das war das, was wir Filipinos von ihm erhofft hatten: dass er uns ändern würde. Wir sind Christen, wir sind Katholiken!“ Das klingt schon etwas Schlachtruf-artig. Auch die zwei Frauen sind nicht bis in Sichtweite des Papstpodiums vorgestoßen, aber sie wollen ihn wenigstens vorbeifahren sehen. „Es erhebt unsere Herzen jedes Mal, wenn wir ihn sehen.“

Um sechs Uhr früh ist eine Familie (Vater, Mutter, Sohn) heute aufgestanden, um Franziskus zu sehen. „Wir sind zur St.-Thomas-Universität gegangen, aber da haben wir es nicht geschafft, ihn zu sehen. Darum versuchen wir unser Glück jetzt hier.“

„Wir wollen den Papst sehen, weil er die wichtigste Person in der katholischen Welt ist“, sagt ein Jugendlicher. Und seine Mutter fügt an: „Sein Besuch ist ein Segen für die Philippinen.“ Aber die Sicherheit? Die verhindert doch, dass der Papst wirklich in Kontakt zu den Menschen hier kommt? „Das macht nichts. „Wenn wir ihn sehen, dann spüren wir seine Liebe zu uns. Und das reicht uns.“

 

(rv 18.01.2014 sk)








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