2015-01-17 05:00:00

Papstpredigt in Tacloban: „Jesus ist hier, am Kreuz“


Predigt von Papst Franziskus bei der Messe am Flughafen Tacloban, 17. Januar 2015, im Wortlaut, Arbeitsübersetzung der frei gehaltenen Presigt, von Radio Vatiken.

 

Wir haben einen Hohepriester, der mit unserer Schwachheit mitfühlen kann. Jesus ist wie wir. Jesus lebte wie wir und ist in allem uns gleich, außer der Sünde, weil er kein Sünder war. Um mehr wie wir zu sein nahm er unsere Gestalt an und unsere Sünde. Er selbst wurde zur Sünde. Das ist was der heilige Paulus uns (in der Lesung) sagt.

Jesus geht immer vor uns her und immer wenn wir einer Erfahrung, einem Kreuz, begegnen, dann war er schon vor uns da. Und wenn wir uns heute selber hier finden, vierzehn Monate danach, vierzehn Monate genau nachdem der Taifun Yolanda zuschlug, dann tun wir das in der Sicherheit des Wissens, dass wir in unserem Glauben nicht nachlassen, weil Jesus schon vor uns hier gewesen ist. In seinem Leiden nahm er unseren Schmerz an. Deswegen kann er uns verstehen, wie wir in der ersten Lesung gehört haben.

Ich möchte euch etwas sagen, was mir sehr wichtig ist. Als ich in Rom von der Katastrophe erfuhr musste ich einfach herkommen. Und in den Tagen habe ich entschieden, hierher zu kommen. Ich bin hier, um bei euch zu sein – etwas spät, mögt ihr mir vielleicht sagen, man hat mich im Stich gelassen denn ich habe so viel verloren, mein Haus, meinen Lebensunterhalt. Wenn ihr das sagt, stimmt das und ich respektiere diese Gefühle. Aber Jesus ist hier, ans Kreuz genagelt, und von dort aus lässt er uns nicht im Stich.

Er wurde dort auf diesem Thron zum Herrn gesalbt und dort erlebte er all die Widrigkeiten, die wir auch erleben. Deswegen haben wir einen Herrn, der in den schwierigsten Momenten unseres Lebens mit uns weint und mit uns geht.

So viele von euch haben alles verloren. Ich weiß nicht, was ich euch sagen soll. Aber der Herr weiß, was er euch sagen will. So viele von euch haben Teile eurer Familien verloren. Alles, was ich tun kann, ist still zu sein und mit euch allen zu gehen mit meinem stillen Herzen. Viele von euch haben den Herrn gefragt: Warum, Herr? Und jedem von euch, in eurem Herzen, antwortet Christus mit seinem Herzen, vom Kreuz herab. Ich habe keine anderen Worte als diese.

Schauen wir auf Christus. Er ist der Herr. Er versteht uns, weil er all die Prüfungen erfuhr, die wir, die ihr, erfahren habt. Und unter dem Kreuz war seine Mutter. Wir sind wie ein kleines Kind in diesen Momenten, wenn da so viel Schmerz ist und wir nichts mehr verstehen. Alles, was wir tun können, ist ihre Hand ganz fest zu halten und „Mammi“ sagen – wie ein ängstliches Kind. Es ist vielleicht das Einzige, was wir in schwierigen Zeiten sagen können. „Mammi“.

Lasst uns gemeinsam einen Augenblick der Stille halten und auf Christus am Kreuz schauen. Er versteht uns, weil er alles erlitt. Lasst uns auf unsere Mutter schauen und uns wie ein kleines Kind an ihre Mantel festhalten und mit ehrlichem Herzen sagen „Mutter“. In Stille, sagt eurer Mutter, was ihr im Herzen fühlt. Wir haben eine Mutter, Maria, und einen großen Bruder, Jesus. Wir sind nicht alleine. Wir haben auch viele Geschwister, die uns bei dieser großen Katastrophe zu Hilfe kamen. Auch wir fühlen uns wegen dieser Katastrophe mehr als Brüder und Schwestern, weil wir einander geholfen haben.

Das ist es, was in meinem Herzen ist. Bitte vergebt mir, wenn ich keine anderen Worte habe, um mich selbst auszudrücken. Bitte wisst, dass Jesus uns nie im Stich lässt. Wisst, dass die Zärtlichkeit Marias uns nie im Stich lässt. Und uns an ihrem Mantel festhaltend und mit der Kraft, die von Jesu Liebe am Kreuz kommt, lasst uns voran gehen und gemeinsam gehen als Brüder und Schwestern im Herrn.

 

Abschlussgebet der Messe, von Papst Franziskus frei gehalten

Gerade haben wir das Leiden, den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert. Jesus ging uns voran, er ging vor uns auf dem Weg. Und er begleitet uns jedes Mal, wenn wir gemeinsam beten und feiern. Danke, Herr, dass du heute bei uns bist. Danke, Herr, dass du unser Leid teilst. Danke, Herr, dass du uns diese Möglichkeit gegeben hast. Danke, Herr, für deine große Barmherzigkeit. Danke, Herr, dass du wie wir sein wolltest. Danke, Herr, weil du uns immer nahe bist, sogar am Kreuz. Danke, Herr, dass du uns Hoffnung gibst. Herr, bitte lass diese Hoffnung niemals weggenommen werden. Danke, Herr, dass du in den dunkelsten Momenten deines Lebens, am Kreuz, an uns gedacht hast und uns eine Mutter, deine Mutter, hinterlassen hast. Danke, Herr, dass du uns nicht als Waisen zurück gelassen hast.

 

(rv 17.01.2015 ord)








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