2015-01-15 06:55:00

Philippinen: „Ein Überschäumen, das sich einfach nicht stoppen lässt“


Es lässt sich offenbar nicht vermeiden, dass vor einer Papstreise – egal wohin – eine Debatte über die Kosten entsteht. Auch auf den Philippinen ist das jetzt so: Hier missfällt einigen, dass die Regierung von Präsident Aquino viel Geld in Barrikaden und Straßensperren investiert hat. Pater Francis B. Lucas, der Medienverantwortliche der Bischofskonferenz für die Papstreise, sagt dazu im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Ausgaben und Kosten gibt es immer: Schon bevor wir geboren wurden, haben wir schon Kosten verursacht! Kostenlos ist gar nichts. Was wir versuchen zu vermeiden, ist Extravaganz. Wir dürfen nur für das, was wirklich nötig ist, Geld ausgeben, und zwar so wenig wie möglich. Wenn Sie sich hier auf dem Platz einmal umschauen, dann werden Sie nicht viel Extravagantes finden, nicht viel Luxus, es ist ganz einfach. Hier werden außerdem keine hohen, ausgeklügelten Absperrungen eingesetzt, sondern menschliche Absperrketten gebildet! Was wir hier tun, ist also: Wir machen es einfach. Sicher für den Papst. Wir zeigen dem Papst unsere Liebe, so gut wir können und so einfach wir können.“

Der Platz, den Pater Lucas meint, ist der Campus der katholischen St.-Thomas-Universität, einer der traditionsreichsten Unis von ganz Asien. Auf der Wiese vor dem Hauptgebäude sind zwei Podeste aufgebaut, ein paar tragbare Gitter markieren den Parcours von Franziskus über den Rasen. Im Rizal Park dagegen, wo der Papst am Sonntag die Messe feiern will, wird bei den Vorbereitungen geklotzt, buchstäblich. Das sieht nicht bescheiden oder billig aus – darf es vielleicht auch nicht. Denn immerhin werden ja mehrere Millionen Menschen dazu erwartet, da sollten die Absperrungen auch halten. Droht die Botschaft des Papstes nicht von diesen Vorkehrungen erdrückt zu werden?

„Nun ja – für unseren Glauben ist doch eigentlich nichts zu groß. Das ist ein Überschäumen, das man schlichtweg nicht stoppen kann. Sie müssen sich vorstellen: Viele Filipinos fangen ja schon, wenn man den Papst nur erwähnt, vor Emotion an zu weinen. Sie weinen wegen einer starken, mystischen Erfahrung; da sagt man ja nicht einfach einem Rock-Star ‚Hallo‘, das ist etwas Tieferes! Wir können die Leute gar nicht daran hindern, in Massen heranzuströmen; bei solchen Ereignissen entsteht eine Art Volksbewegung.“

 

„Rührt nicht an das Ereignis“
Immerhin halten die philippinischen Bischöfe es jetzt anders als beim Weltjugendtag 1995 mit Papst Johannes Paul II.: Damals hatte Kardinal Jaime Sin die Sonntagsmessen in Manila suspendiert, damit so viele Menschen wie möglich zur Papstmesse kämen. Ergebnis: mehr als vier Millionen Gottesdienstbesucher, ein historischer Rekord.

„Diesmal wird das anders laufen: Viele Pfarreien haben Leinwände für eine Live-Übertragung in ihren Pfarrsälen organisiert, und dafür rühren sie die Werbetrommel. Viele von uns werden also an der Messe im Rizal-Park von unseren jeweiligen Pfarreien aus teilnehmen, und darum müssen viele gar nicht in den Park gehen. Außerdem haben wir vom Medien-Komitee (der Reise-Organisatoren) die Kabelkanäle – und zwar alle! – dazu gebracht, während dieser vier Tage des Papstbesuchs einen speziellen Kanal einzurichten: Alle haben dazu Ja gesagt. Dann haben wir ihnen gesagt: Das ist ein heiliger Moment. Ihr könnt Werbung, Trailer und Logos vor und nach den Papst-Ereignissen abspielen, aber bitte nicht während der Ereignisse! Rührt nicht an das Ereignis – keine Logos, keine Werbung. Und sie haben gesagt: Ja.“

Ein Hintertürchen, um an den Rekord von 1995 anzuknüpfen, hat die philippinische Kirche aber doch offengelassen: Die Papstmesse vom Sonntag ist nämlich auf den Nachmittag gelegt. Und das könnte dann doch dazu führen, dass viele Einwohner von Manila morgens in ihrer Pfarrei zur Messe gehen – und nachmittags dann zum Papst in den Rizal Park kommen.

 

(rv 15.01.2015 sk)

 








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