2015-01-14 10:58:00

Elefanten, Girlanden, Begeisterung: Sri Lanka freut sich über den Papst


Ein Volksfest, im besten ursprünglichen Sinn: das ist der Papstbesuch auf Sri Lanka für die Menschen dort. Radio Vatikan sprach mit einem Pfarrer in Colombo, Anselm Shiran.

„Die Leute stehen entlang den Straßen, durch die der Papst kommt, und sind ungeheuer begeistert“, erzählt er. „Gerade habe ich mit dem Sekretär des Gemeinderates in meiner Pfarre telefoniert, er sagte, einige weinten, andere hatten sich hingekniet, es waren viele Kinder gekommen, auch viele Kranke. Der Papst hat sie gesegnet. Es war ungeheuer emotional.“

Nicht viele Bewohner Sri Lankas können sich Reisen außer Landes leisten. Die Menschen wissen, dass sie den Papst nie wieder im Leben sehen werden, erklärt Pater Anselm. „Und wir sehen ihn ja auch nicht im Fernsehen, hören ihn nicht im Radio. Nur die Pfarrer sprechen vom Papst. Er ist so weit weg. Und es ist ein buddhistisches Land. So war das wirklich eine einmalige Gelegenheit. Wirklich, die Leute sind glücklich, den Papst zu haben.“

Das war zu spüren, seit Franziskus den Fuß auf den Boden des Landes setzte. Die ersten, die ihn begrüßten, waren zwei Kinder. Vom dem Mädchen empfing der Papst die Blumengirlande in  den Vatikanfarben Weiß und Gelb, von dem Jungen Betelnuss-Blätter, Zeichen des Respekts und der Verehrung. Kniend berührten die Kinder dem Papst die Füße: eine typisch asiatische Geste, um einem Älteren die Ehre zu erweisen. 40 junge Elefanten erwarteten den Papst ebenfalls zur Begrüßung, ein einzigartiges Schauspiel. Elefanten stehen in Südasien für Weisheit und königliche Macht.

Auch die Heiligsprechung von Joseph Vaz ist für die Gläubigen in Sri Lanka eine große Sache. Das Land hat jetzt seinen ersten Heiligen. „Wir sind glücklich, wir haben dafür gebetet, dass dieser Prozess vorankommt. Da brauchte es ja auch ein Wunder. Die Papstreise in unser Land war auch ein Anlass, unseren Gläubigen zu erklären, dass Vaz nicht nur für Sri Lanka im Himmel ist, sondern für die ganze Weltkirche. Er ist heilig! Er steht im Heiligenkalender der Weltkirche. Wie sind jetzt gewissermaßen ein universelles Land, weil wir einen Heiligen haben.“

Anders als in vielen westlichen Ländern war die Messe und das Treffen mit dem Papst an diesem Mittwoch nicht einfach ein großes kollektives Treffen, sondern eine Wallfahrt. Für Anselm Shiran keine Überraschung, da diese Spiritualität in ihrer Kultur angelegt ist:

„Bevor eine Messe anfängt, beten wir normalerweise den Rosenkranz. Daher ist diese Spiritualität schon da. Sobald aus den Lautsprechern die Hymnen und der Rosenkranz zu hören ist, fangen die Menschen an, ihn zu beten. Das ist eine wunderbare Atmosphäre.“

Bereits in der Vorbereitung auf diese Papstmesse wurden alle Gläubigen eingeladen, den Papstbesuch als eine Wallfahrt zu begreifen und ein Teil der Eucharistie zu werden. Einladend wirkt auch das Zeichen, welches der Papstbesuch dem Land gibt im Hinblick auf eine Versöhnung nach dem Bürgerkrieg, hofft Shiran: „Wenn wir wirklich zusammenkommen und uns von Gesicht zu Gesicht sehen, dann ist es wirklich einfach zusammen zu leben. Der Besuch des Papstes zeigt uns tatsächlich die versteckte Wahrheit in uns, die schon da ist, nur das wir noch etwas distanziert sind. Der Papstbesuch gibt uns die Möglichkeit uns zu treffen.“

Das größte katholische Heiligtum Sri Lankas ist Madhu. Die dort verehrte Muttergottes ist in Sri Lanka weit über die Sphären des Katholischen hinaus ein Symbol: ein Symbol der Versöhnung, erklärt Pater Anselm.

„Madhu liegt dort, wo es Krieg gab. Das Gebiet ist überwiegend tamilisch, es gibt dort aber auch viele Katholiken. Ich war dort während des Krieges und habe viele Waisenkinder gesehen, die ihre ganze Familie verloren hatten. Wenn man in Madhu ist und die Pilger beobachtet, fällt sofort auf, wie stark und ganz der Glauben dort gelebt wird. Die Kirche ist überfüllt, jeden Morgen. Die Leute singen laut, mit Inbrunst. Sie kommen nicht nur aus der Gegend, sondern von ganz Sri Lanka. Die Muttergottes dort ist die Vermittlerin für sie, und sie haben keine Abwesenheit Gottes gefühlt, auch nicht während des Krieges. Das ist ein großes Symbol.“

Auf gewisse Weise war die Muttergottes von Madhu selbst Pilgerin im Land. Pilgerin des Friedens. Der Bischof dort hatte im Heiligen Jahr 2000 beschlossen, die Madonna von Madhu mit ganz Sri Lanka zu teilen. „Die Statue wurde ein Jahr lang durch das Land getragen. Danach stand der Krieg vor seinem Ende. Auch das ist ein Symbol: Die Muttergottes hat uns vor dem Krieg gerettet. Wenn Papst Franziskus heute hingeht, bedankt er sich bei der Muttergottes für diese Gabe.“

 

(rv 14.01.2015 gs/pdy)








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