2015-01-11 12:48:00

Bischofsbesuch im Heiligen Land: „Erschreckend und berührend zugleich“


Präsenz zeigen, auch wenn die Lage immer schwieriger wird, das ist die Absicht einer Pilgergruppe von Bischöfen aus Europa, Nordamerika und Südafrika im Heiligen Land, um die christlichen Gemeinden dort zu besuchen. Vom 10. bis zum 15 Januar wollen sie ihre Aufmerksamkeit auf die „existenziellen Peripherien des Heiligen Landes richten, die aus dem Konflikt und aus der politischen und wirtschaftlichen Instabilität der Region hervorgegangen sind“, so die Pressemeldung vorab. Am Sonntagmorgen war einigen Bischöfen die Einreise nach Gaza verweigert worden, am Nachmittag konnten sie schließlich einreisen. 

Vor Ort in Gaza hat Radio Vatikan Bischof Stephan Ackermann erreicht und ihn gefragt, was die Bischöfe dort erreichen wollen.

„Das Entscheidende ist, die Menschen hier zu stärken. Ich selber bin zum zweiten Mal in Gaza, vor zwei Jahren war ich das letzte Mal hier. Die Zerstörungen sind noch einmal stärker, als sie damals waren, das war damals ja auch Wiederaufbauphase und jetzt gibt es neue Zerstörungen. Das zermürbt die Leute. Hier in der kleinen katholischen Gemeinde wandern immer wieder Leute ab, weil sie keine Perspektive mehr sehen.

Das Entscheidende ist glaube ich, dass wir nicht nachlassen. Wir kommen und wir zeigen unsere Solidarität, auch wenn wir den Eindruck haben, dass es sich nicht zum Besseren wendet, sondern eher schwieriger wird.“

Es ist bereits die 15. Reise der Koordinierungsgruppe, einmal direkt gefragt: Was bringt das, was hat das in der Vergangenheit gebracht?

„Wir sprechen hier von den vier „p“, auf Englisch. Zuerst „prayer“, das Gebet, die Gebetssolidarität zu haben mit den Menschen hier im Heiligen Land. Dann die „pilgrims“, also die Pilger immer wieder zu ermutigen, hierher zu kommen und das irdische Heimatland Jesu kennen zu lernen. Dann ist der dritte Punkt „pressure“, also den politisch Verantwortlichen die Situation deutlich zu machen, das nehmen die verschiedenen Delegierten in ihre Heimatländer mit und in die lokalen Bischofskonferenzen, wir dürfen da nicht nachlassen, auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, gerade auch für die Christen hier in der Region. Das vierte „p“ ist „presence“, zu zeigen, dass wir kommen und dass wir uns nicht entmutigen lassen, wir staunen über euren Mut und eure Hoffnung. Das dürfen wir auch wieder hier erleben, weil es ja an vielen Stellen Hoffnung wider alle Hoffnung ist.“

Sie sind heute in Gaza, fahren aber auch nach Sderot, eine israelische Stadt, die von Gaza aus beschossen wurde, sie besuchen also beide Teile. Gibt es denn überhaupt ihrer Einschätzung nach eine Perspektive für Christen im Heiligen Land, wenn der Konflikt auf beiden Seiten so tief sitzt und gefühlt wird?

„Das ist ganz schwer zu sagen. Man muss wirklich den Mut derjenigen bewundern, die hier ausharren. Wir waren eben bei den Mutter Teresa Schwestern, die hier ein Kinderheim haben, mitten in Gaza. Das ist erschreckend und berührend zugleich, wie sich die Schwestern um behinderte Kinder kümmern, mit denen die Eltern überfordert sind. Das ist ein Zeugnis, das überhaupt nicht hoch genug einzuschätzen ist. Das zu tun ohne zu wissen, wie sich die Perspektive entwickeln wird, ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass das für mich auch eine Glaubenserfahrung ist zu sehen, wie sie sagen ‚Wir geben die Hoffnung nicht auf’, ohne dass man sagen kann, wie sich das konkret weiter entwickeln wird.“

Die Koordinierungsgruppe besucht neben Gaza auch Hebron und Sderot, eine Stadt die aus Gaza heraus beschossen wurde, außerdem das Cremisan-Tal, wo der Bau einer israelischen Sicherheitsmauer über 50 christliche Familien, die zwischen Beit Sahour und Beit Jala leben, voneinander trennt.

Die Reise sieht auch das Treffen mit einigen katholischen Bischöfen unterschiedlicher Riten, mit dem Apostolischen Nuntius im Heiligen Land und mit einigen Botschaftern der Länder, die in der Koordinierungsgruppe vertreten sind, vor. Außerdem stehen natürlich Bethlehem und einige Institutionen dort auf dem Programm.

Das Treffen wird von der Bischofskonferenz von England und Wales unter der Schirmherrschaft des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) organisiert.

Die Delegation besteht aus rund 40 Teilnehmern, unter ihnen Stephan Ackermann, Bischof von Trier, Felix Gmür, Bischof von Basel und Thomas M Renz, Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Leiter der Arbeitsgruppe Nahost der Deutschen Bischofskonferenz. Es ist die 15. Reise einer Koordinierungsgruppe.

(rv 11.01.2015 ord)








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