2015-01-10 14:34:00

Unser Buchtipp: Ein radikaler Papst


Papst Franziskus beeindruckt die Menschen nicht nur mit seiner Offenheit und Bedürfnislosigkeit, sondern auch mit deutlichen Worten und klaren Absichten. Aber ist er dadurch ein „radikaler Papst“ und sein Pontifikat eine „franziskanische Wende“? Autor und ZDF-Vatikankenner Jürgen Erbacher beleuchtet in seinem Buch „ein radikaler Papst“ das Wirken und die Haltungsänderung, die Franziskus der Kirche verordnet hat.

Herr Erbacher, ihr neues Buch über Papst Franziskus trägt den Titel: „ein radikaler Papst – die franziskanische Wende“. Was hat Sie dazu bewogen, Franziskus als einen radikalen Papst zu bezeichnen?

„Ich glaube es gibt verschiedene Dimensionen bei diesem Titel, oder bei dieser Bezeichnung „radikal“. Das eine ist, Franziskus möchte eine radikale Rückbesinnung auf das Evangelium, auf die Botschaft von Jesus Christus, in dem Sinne ist er, glaube ich, auch dem Franz von Assisi sehr nahe, der dieses Leben radikal aus dem Evangelium heraus wollte. „ Radikal“ sind aber auch für manche Ohren von uns hin und wieder mal Äußerungen, oder vielleicht auch Gesten von Papst Franziskus.“

Jetzt schreiben Sie schon am Anfang ihres Buches: Ihnen war von Anfang an klar, dass dieser Papst etwas ganz besonderes ist. Woran haben Sie das festgemacht?

„Ich glaube die ersten Minuten haben das schon gezeigt, als er nach dem Habemus Papam, damals im März ,auf die Loggia des Petersdom trat, einfach nur im schlichten Weiß, ohne die rote Mozzetta, diesen Schulterumhang, ohne eine bestickte Stola. Als er dann auch noch gesagt hat: „Bevor ich euch segne, bitte ich euch, dass ihr für mich betet.“ Und sich dann verneigt hat, dass waren, glaube ich, schon die entscheidenden Momente, wo man einfach erkennen konnte, dass ist irgendwie anders jetzt mit diesem Papst.“

Zu diesem „Anders sein“ – Was ist der Schlüssel zum Verständnis von Papst Franziskus? Gibt es überhaupt einen Schlüssel?

„Ich glaube ganz wichtig, um diesen Papst überhaupt zu verstehen, ist in seine Biographie und nach Lateinamerika zu schauen. Die Spiritualität dort, die Geschichte dort, die wirtschaftliche Situation-  das muss man sich genau anschauen, um diesen Papst zu verstehen und das ist, glaube ich, der Schlüssel.“

Nun begeistert er ja auch sehr über die Katholische Kirche hinaus. Sie bezeichnen ihn ja auch, als „Papst der Menschen“, so wird er ja auch genannt. Denken Sie, er prägt das Image der katholischen Kirche, was ja ( hart ausgedrückt: ) sehr viele Niederlagen in letzter Zeit einstecken musste, neu?

„Ich glaube schon. Das hat man sofort von Anfang an gespürt, dass das Time- Magazin schon im November Ende letzten Jahres, ihn zum Mann / zum Menschen des Jahres gekürt hat, mit der Begründung: Kein Mensch hat es bis jetzt geschafft, in so kurzer Zeit, so viele Menschen zu bewegen. Das zeigt schon, dass es auch noch mal ein Aufbruch für die katholische Kirche ist. 

Letztendlich will er die Kirche dazu bringen, das zu Leben, das zu Tun, was Jesus vorgelebt hat. Jesus als Vorbild, der bei den Menschen war, die am Rande der Gesellschaft standen. Bei den Menschen, mit den Brüchen im Leben - da will er, dass die Kirche präsent ist. Ich würde es nicht darauf begrenzen, „der Papst an der Seite der Armen“, dass ist er natürlich auch, sondern der Papst an der Seite der Menschen. Ich glaube er steht auch an der Seite der Reichen, aber er sagt zu diesen Reichen: „Hör zu, euer Reichtum, der ist sozusagen, dem Gemeinwohl verpflichtet. Ihr müsst schauen, dass das was ihr habt auch entsprechend einsetzt. „

Ist die katholische Kirche schon im „Franziskusmodus“?

„Ich glaube, dass ist das, was manche eben dann auch so irritiert, dass sie vielleicht auch noch nicht bereit sind. Das man einfach noch lernen muss, wenn der Papst sagt, am Beginn einer Synode, einer Bischofsversammlung: „Es gibt keine Tabus, wir müssen hier offen reden. Ich möchte das Offen gesprochen wird. Es muss zwar alles mit fairen Mitteln zugehen, aber ich möchte das Offen gesprochen wird." Das muss man lernen, glaube ich, dass das für Papst Franziskus dazugehört. Diese Diskussion, dieser Diskurs, dieses „nicht sofort einer Meinung sein“, und dass dies nicht sofort bedeutet: Irritation, die Gläubigen wissen gar nicht mehr, was ist jetzt katholisch und was nicht, da muss man glaube ich noch vieles lernen und in dem Sinne glaube ich, ist es noch ein bisschen hin bis alle im „Franziskusmodus“ sind.“

Das Interview führte Anne Wieland.

Jürgen Erbacher: Ein Radikaler Papst. Die franziskanische Wende. Das Buch ist im Pattloch Verlag erschienen und kostet etwa 20 Euro.

 

(rv 10.01.2015 aw)








All the contents on this site are copyrighted ©.