2015-01-02 12:45:00

Führungsloser Frachter vor Italien: „Das Leben hat keinen Preis“


Zum Jahrswechsel sind mehrere führerlose Frachter mit Hunderten Flüchtlingen an Bord vor der italienischen Mittelmeerküste aufgetaucht. Die Küstenwache habe am Donnerstag einen Rettungseinsatz begonnen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldet. Nach ersten Informationen sollen etwa 400 Menschen an Bord des Schiffes sein, das an diesem Freitag vor der italienischen Küste aufgegriffen wurde.

„Nicht mehr Sklaven sondern Brüdern“, so schreibt der Papst in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2015. Damit erinnert er vor allem an die Ordensgemeinschaften, die sich um die Betreuung von Flüchtlingen kümmern, allen vor allen seien es vor allem Ordensfrauen, so der Papst.

Schwester Rita Giaretta leitet die Hilfsstelle „Haus Ruth“ im süditalienischen Caserta. Sie sagt im Gespräch mit Radio Vatikan: „Das Evangelium ist eine Botschaft, die zur Freiheit und zur Hoffnung führt. Es ist doch nicht möglich, dass auch 2015 vor allem junge Mädchen als Sklaven missbraucht werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mitschuldig sind an diesem Drama, solange wir uns nicht dagegen wehren. Deshalb hoffe ich, dass wir endlich das erreichen, was Papst Franziskus als ,Globalisierung der Geschwisterlichkeit´ bezeichnet.“

Die Besitzer der Frachter überlassen den Flüchtlingen die Überquerung des Meeres alleine, da die Besitzer nicht verhaftet werden wollen. Der Präsident des Flüchtlingszentrum Astalli in Rom, Jesuitenpater Camillo Ripamonti, ist der Meinung, dass Europa in Sachen Einwanderungspolitik überdenken sollte. „Was mir derzeit dringend notwendig erscheint, ist die Bildung der Italiener und der Europäer zu einer Gesellschaft, die sich öffnet und nicht ihre Türen verschließt. Neue Gesetze und Richtlinien im Bereich der Einwanderungspolitik sind sinnlos, wenn eine Gesellschaft nicht bereit ist, Menschen aufzunehmen. Der Papst erinnert uns daran, dass jeder von sich dazu angesprochen fühlen muss.“

Erst am Vortag waren fast 800 Bootsflüchtlinge auf einem führerlosen Frachter vor Süditalien nur knapp einer Katastrophe entgangen. „Aber hüten wir uns davor, sie als illegale Einwanderer zu bezeichnen. Damit nimmt man die Würde dieser Menschen weg, man erniedrigt sie. Es ist auch traurig und unglaublich, dass das Projekt Mare Nostrum wegen Geldgründen gestrichen wurde. Das kann doch nicht sein, dass wir hilfsbedürftige Menschen nicht aufnehmen wollen, weil wir es uns nicht leisten können. Das Leben hat keinen Preis.“

 

(rv/ansa 02.01.2014 mg)








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