2015-01-02 09:16:00

Dompropst Feldhoff: Wir wollen wachrütteln!


„Nicht wir im reichen Europa haben ein Flüchtlingsproblem, sondern die armen Nachbarländer der Krisenregionen. Diese Wahrheit verkünden wir zu wenig, zu zaghaft, zu leise“: Worte des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. In seiner Silvesterpredigt kritisierte er die fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen in Deutschland. Das Bistum Köln belässt es aber nicht bei Worten. Seit einigen Tagen ist bekannt, dass der Kölner Dom am kommenden Montag unbeleuchtet sein wird: Das ist der Tag, an dem die Pegida-Bewegung in Köln demonstrieren will. Getroffen hat diese Entscheidung Dompropst Norbert Feldhoff, dem Kölner Domradio erklärt er, dass man nicht wolle, dass der Dom wie bei so vielen Demonstrationen als Hintergrund diene, um in die Medien zu kommen. „Bei dieser spätabendlichen Demonstration haben wir nun eine einmalige Möglichkeit, diese Kulisse dunkel zu machen“, so Feldhoff. Das habe die Semper-Oper in Dresden auch schon getan, was am Dom geschehe, habe aber national und international eine noch größere Aufmerksamkeit. Er sei nur überrascht, wie negativ die Reaktionen auf seine Entscheidung ausgefallen seien, wenn auch das Bistum und der Kardinal sich hinter ihn gestellt hätten.

Die Bewegung, Pegida oder in Köln Kögida, sei ein komplexes Phänomen. Zurecht besorgte Menschen und auch Katholiken würden gemeinsam mit Populisten und Rechtsextremen demonstrieren. Da sei auch Rassismus mit dabei, wie ihm aus vielen E-Mails klar geworden sei, die er erhalten habe, so Feldhoff. „Diese komplexe Mischung ist das eigentlich Kritische. Wir wollten keinen gut meinenden verletzen, sondern aufwecken. ‚Folgen Sie denen nicht!’, genauso wie die Bundeskanzlerin es gesagt hat.“

„Da sind Leute, die aktiv in der Kirche mitmachen, die aber nicht sehen, wie diese ihre Sorgen durch diese größere Bewegung, die extrem orientiert ist, missbraucht werden.“ Es brauche eine weite gesellschaftliche Debatte, da sei die ganze Kirche und auch alle Parteien gefordert, die Sorgen und Ängste der Bürger ernst zu nehmen, so Feldhoff weiter. Es bleibe aber falsch, nur aus Ängsten und Verunsicherungen heraus zu handeln. Die Kirche müsse mit den ängstlichen und verunsicherten Menschen reden.

Es freue ihn natürlich nicht, wenn deswegen Leute ankündigen, aus der Kirche auszutreten, fügt Feldhoff an. „Diese Reaktionen, gerade der guten Katholiken, bestätigt mich darin, dass es richtig war, so zu handeln. Nur durch solche Aktionen kann man die Augen öffnen und das sind eben viele, die brav mitlaufen, die ich einzeln gar nicht erreichen kann. Das hat eine Signalwirkung, mehr nicht, durch das ‚Licht aus am Dom!’ können wir nicht die notwendige Diskussion mit den Bürgern ersetzen.“

Und noch ein weiteres Element kommt hinzu, all das geschehe auch immer vor einem ganz besonderen Hintergrund: „Die deutsche Geschichte sollte uns wachrütteln, aufzupassen. Das ist das Signal des ‚Licht aus am Dom!’“

(domradio 02.01.2014 ord)








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