2014-12-31 10:28:00

Afghanistan: „Die europäische Brille abnehmen“


Die Afghanistan-Mission der Deutschen Bundeswehr geht zu Ende. Pfarrer Mirko Zawiasa ist katholischer Soldaten-Seelsorger im afghanischen Camp Masar-e Scharif. Einen Tag vor dem Ende der ISAF-Mission spricht er im Interview mit dem Domradio über seine Wünsche für die deutschen Soldaten und die Menschen in Afghanistan. Pfarrer Zawiasa: „Ich wünsche mir, dass die Fachexpertise der Soldaten stärker gewichtet wird und weniger die politischen Wünsche und Rücksichtnahmen im Vordergrund stehen.“ Einen Tag vor dem offiziellen Ende der Mission sieht es vor Ort „wie an anderen Tagen auch“. Die Soldaten hätten sich lange darauf vorbereitet. Man bemerke allerdings die zunehmende Internationalisierung im Camp. „Man hört viel mehr andere Sprachen, man sieht andere Menschen“, so der deutsche Seelsorger.

Sein persönliches Fazit: „Was ich sehe, ist, dass viele Projekte und Prozesse begonnen worden sind. Jetzt wird es darauf ankommen, dass die Menschen in Afghanistan und wir als ihre befreundeten Partner das Erreichte mit Geduld und Ausdauer weiter entwickeln. Dann hat es sich gelohnt.“

Zu den Stimmen, die die ISAF-Mission in Grund und Boden kritisieren, rät Pfarrer Zawiasa, „die europäische Brille abzunehmen“. Mit der komme man ja auch als Pfarrer hier hin, fügt er an. Man sollte durch eine afghanische Brille schauen und die Geschichte des Landes studieren, nicht nur die letzten fünfzig Jahre. Weiter würde er Kritikern raten, „einmal auf die Soldaten zu hören, die hier öfter und länger gewesen sind“.

Die Nato hatte ihren Kampfeinsatz am Sonntag mit einer feierlichen Zeremonie faktisch beendet. Offiziell läuft er noch bis zum Jahresende. Dann bleiben noch 12.000 ausländische Soldaten vor allem zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte im Land.

 

(domradio/rv 31.12.2014 mg)








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