2014-12-17 14:39:00

Großerzbischof Schewtschuk: Kirche steht hinter dem Volk


In der Ukraine fordert der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk die russisch-orthodoxe Kirche auf, sich für Frieden und eine geeinte Ukraine einzusetzen. Er sorgt sich um die Religionsfreiheit in der umkämpften Ostukraine und auf der Krim. Gegenüber der österreichischen Agentur Kathpress definierte Schewtschuk den Konflikt in der Ostukraine klar als „ausländische Invasion“. Die humanitäre Situation dort sei kompliziert, „ungefähr fünf Millionen Menschen leiden unter Krieg, Hunger und Kälte.“

Zum Rat der Kirchen und Religionen gehören auch alle drei in der Ukraine vorhandenen orthodoxen Kirchen: die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und die Autokephale ukrainisch-orthodoxe Kirche.

Die griechisch-katholische Kirche stehe im Ukraine-Konflikt klar auf Seiten des Volkes, betonte Schewtschuk. Er zeigte sich jedoch sehr besorgt um Zukunft der griechisch-katholischen Kirche auf der von Russland einverleibten Schwarzmeerhalbinsel Krim. Religionsfreiheit würde dort nicht existieren:

„Auf der Krim haben wir nur fünf griechisch-katholischen Pfarren, und unsere Priester sind sehr unter Druck. Die neuen Machthaber der Krim haben veranlasst, dass sich jede Glaubensgemeinschaften bis Ende des Jahres bei den Behörden neu registrieren lassen muss. Eine neue Genehmigung für die griechisch-katholische Kirche zu bekommen, wird wohl sehr schwierig werden. Das bedeutet, ab dem 1. Januar wären wir dann illegal vor Ort. Das ist paradox. Wir feiern gerade, dass unsere Kirche vor 25 Jahren in der Ukraine wieder legal zugelassen wurde - und jetzt droht uns in einem Teil des Landes wieder die Illegalität.“

Er forderte die Internationale Gemeinschaft auf, sich endlich massiv für ein Ende des Konflikts und für Religionsfreiheit in den betroffenen Gebieten einzusetzen.

25 Jahre Freiheit

Die Ukrainische griechisch-katholische Kirche war 1946 unter Stalin verboten und in die orthodoxe Kirche zwangsintegriert worden. Sie lebte aber im Untergrund und in der Diaspora weiter. Das Oberhaupt residierte in dieser Zeit in Rom. Nach der Wiederzulassung der ukrainischen Kirche 1989 übersiedelte der damalige Großerzbischof Myroslaw Lubatschiwskyj 1991 wieder in die galizische Metropole Lemberg und leitete den Wiederaufbau der Kirchengemeinschaft ein. Kardinal Ljubomyr Husar verlegte im Jahr 2005 den Sitz des Großerzbischofs in die ukrainische Hauptstadt Kiew.

Die griechisch-katholische Kirche hat ein enormes Wachstum an Geistlichen und Gläubigen hinter sich. Rund fünf Millionen und damit etwas über zehn Prozent der 45 Millionen Einwohner der Ukraine gehören ihr aktuell an. Die Kirche ist sehr „jung“. Gab es bei der Wiederzulassung 1989 rund 300 Priester mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren, so gibt es inzwischen mehr als 3.000 Priester und das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Auch der Großerzbischof ist erst 44 Jahre alt.

Diese erfreuliche Entwicklung sei letztlich ein Wunder, so Schewtschuk. Es gehe dabei aber nicht um die Kirche als Selbstzweck sondern darum, „Zeugnis für Christus und die Kraft des Glaubens zu geben und die gesellschaftlichen und seelsorglichen Pflichten zu erfüllen“.

 

Die griechisch-katholischer Kirche spiele in der ukrainischen Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle. Vor allem bemühe man sich darum, "jenen eine Stimme zu geben, die keine haben".

„Will Patriarch überhaupt Kircheneinheit?“

Schewtschuk betonte, dass die katholischen Ostkirchen im ökumenischen Prozess eine Rolle als Mediator zwischen Ost und West spielen wollten. Die Vorwürfe, dass die mit Rom verbundenen Ostkirchen in den Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche ein Stolperstein wäre, sei nicht wahr. Er hoffe sehr, so der Großerzbischof, dass es möglichst bald zur eucharistischen Gemeinschaft zwischen katholischer und orthodoxer Kirche kommen werde. Einheit bedeute nicht Herrschaft einer Kirche über eine andere, sondern Gemeinschaft.

(kap/rv 17.12.2014 no)

 








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