2014-12-15 11:22:00

Der Papst, Schwester Jammer und der Weihnachtsstress


Papst Franziskus wünscht den Christen an Weihnachten wahre Freude: Das sagte er beim Besuch in einer römischen Pfarrei an diesem Sonntagabend. „Der Christ verliert nie seinen inneren Frieden, wenn er ein echter Christ ist“, so der Papst in seiner Predigt in der Josephs-Pfarrkirche des Aurelio-Viertels im Osten von Rom.

 

„Wissen Sie, Pater, wir machen an Weihnachten immer ein großes Essen, da sind alle zufrieden... Ja, das ist schön, nicht wahr? Ein großes Essen ist in Ordnung. Aber das ist nicht die christliche Freude, von der wir heute sprechen – die christliche Freude ist etwas anderes... Christliche Freude finden wir im Gebet, sie kommt vom Gebet und vom Danksagen an Gott: Danke, Herr, für so viele schöne Dinge.“

 

Natürlich gebe es viele Christen, die nicht wüssten, wie sie Gott Danke sagen sollten, „und die sich ständig beschweren“, so der Papst.

 

„Ich kannte einmal eine Ordensfrau – weit von hier –, die arbeitete viel, aber sie beklagte sich den ganzen Tag, über alles, was so passierte. Im Kloster nannte man sie ‚ Suor Lamentela’, ‘Schwester Jammer’, das versteht man, oder? Aber ein Christ kann so nicht leben, er kann sich nicht ununterbrochen beschweren: ‚Der da hat was, was ich nicht habe... Hast du gesehen, was ist denn da passiert...’ Das ist nicht christlich. Es tut nicht gut, wenn man Christen sieht mit diesem verbitterten Gesicht. Nie hatte ein Heiliger oder eine Heilige so ein Beerdigungsgesicht: nie!“

 

Um die christliche Freude zu fühlen, sei also Beten das Wichtigste, nahm der Papst den Faden wieder auf. Und das Zweite sei das Danksagen.

 

„Und wie mache ich das? Nun, erinnere dich an dein Leben und an all die guten Dinge, die das Leben dir gegeben hat: so viele! ‚Na ja, Padre, das stimmt zwar, aber ich habe auch so viel Übles erlebt...’ Aber das geht ja allen so. Denk einfach an die guten Dinge! – ‚Ich hatte gute Eltern, ich habe eine Arbeit, meine Familie muss nicht Hunger leiden, wir sind alle gesund...’ Was auch immer: so vieles! Dafür kann man dem Herrn danken. Und das gewöhnt uns an die Freude.“

 

Christen sollten die Weihnachtsfreude nach draußen tragen, statt dem vorweihnachtlichen Stress zu erliegen, so Franziskus weiter.

 

„Um auch die Freude der Vorbereitung auf Weihnachten zu haben, betet: Herr, lass mich dieses Weihnachten mit wahrer Freude erleben! Nicht mit der Freude des Konsumdenkens, das uns alle den 24. Dezember mit heraushängender Zunge erleben lässt – o Gott, mir fehlt ja noch dies, mir fehlt ja noch das... Nein: Das ist nicht die Freude Gottes. Beten, Danksagen und – drittens – überlegen, wie ich zu den anderen gehen kann. Zu denen, die Probleme haben, zu den Kranken etwa, um ihnen ein wenig Frieden und Freude zu bringen.“

 

Zuvor hatte der Papst in der Gemeinde die Beichte gehört und verschiedene Gruppen getroffen. Kindern erzählte er von seiner Erstkommunion vor 70 Jahren, am 8. Oktober 1944; eine Gruppe von Roma ermutigte er, nicht ihre Hoffnung zu verlieren. Er bat sie um ihr Gebet für mehr Frieden in den Familien. Eine Gruppe von sechzig Kranken begrüßte er einzeln und sagte ihnen, dass die Kirche ohne sie „nicht existieren würde“.

 

Bei einem Zusammentreffen mit Eltern von getauften Kindern erzählte Papst Franziskus von seiner eigenen Taufe, die am Weihnachtstag stattfand, denn in Argentinien wurden seinerzeit die Kinder acht Tage nach ihrer Geburt getauft. Auch kritisierte er Messbesucher, die weinende und lärmende Kleinkinder aus der Kirche verweisen. „Mich stört es sehr, wenn ein Kind in der Kirche weint und es Leute gibt, die sagen, das Kind soll hinaus“, sagte der Papst. Die Tränen eines Kindes seien die „beste Predigt“ so Franziskus. Es sei normal, dass Kinder weinten, Lärm machten und „mal hier und mal dorthin“ gingen.  „Sie sind die Stimme Gottes; verjagt sie nie aus der Kirche.“

 

(rv 15.12.2014 sk)








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