2014-12-11 13:07:00

Papstpredigt: „Gnade ist keine Ware“


Gnade ist kein Handelsgut. Darauf hat Franziskus an diesem Donnerstag bei seiner Morgenmesse im Vatikan verwiesen. Ausgehend vom Buch des Propheten Jesaja verwies er auf die Gefahr, die Gnade Gottes als Ware zu missverstehen. In der Geschichte und im persönlichen Leben der Menschen sei häufig die Versuchung zutage getreten, Gnade kontrollieren zu wollen und sie als berechenbares Objekt anzusehen, so Franziskus.

 

„Und so rutscht die so schöne Wahrheit der Nähe Gottes in eine spirituelle Buchführung ab: ,Ich mache dies, weil mir dann 300 Tage der Gnade gegeben werden…  Ich mache das, weil es mir das und das gibt, und so häufe ich Gnade an.‘ Aber was ist Gnade? Eine Ware? Das scheint nur so. In der Geschichte ist die Nähe Gottes zu seinem Volk durch ein solches Verhalten betrogen worden, ein egoistisches Verhalten, das Gnade kontrollieren und kommerzialisieren will.“

 

Diese Haltung hätten etwa die Pharisäer gezeigt: Sei seien „Sklaven der Gesetze“ gewesen, die sie „auf die Schultern des Volkes“ luden, so Papst Franziskus. Gottes Nähe zeige sich hingegen wie die Liebe einer Mutter, führte er ausgehend von Passagen aus dem Buch des Propheten aus:

 

„Die Nähe Gottes zeigt sich wie eine Mutter, die mit ihrem Kind spricht: eine Mutter, die ein Schlaflied singt und mit der Stimme des Kindes spricht, sich klein macht wie ein Kind. Es scheint lächerlich, wenn man die Größe daran nicht versteht: ,Fürchte dich nicht, du armer Wurm Jakob‘. Wie oft sagt eine Mutter so etwas zum Kind, mit Zärtlichkeit? ,Zu einem Dreschschlitten mache ich dich, zu einem neuen Schlitten mit vielen Schneiden‘ (Jesaja 41, 14-15). Gott tut dies, das ist seine Zärtlichkeit, er ist uns so nah wie eine Mutter.“

 

Und er liebt uns genauso bedingungslos wie eine Mutter, fügte der Papst an. Wenn man diese Zärtlichkeit nicht spüre, fehle etwas – man habe Gottes Gnade dann nicht verstanden.

 

„Du bist gerecht, weil Gott sich dir genähert hat, weil er dich gestreichelt hat, weil er dir diese schönen Dinge mit Zärtlichkeit sagt: das ist unsere Gerechtigkeit, das ist die Nähe Gottes, diese Zärtlichkeit, diese Liebe. Unser Gott ist so gut zu uns, auch wenn er uns lächerlich erscheint. Wenn wir den Mut hätten, unser Herz dieser Zärtlichkeit Gottes gegenüber zu öffnen, wie viel spirituelle Freiheit könnten wir dann haben! Wie viel! Wenn ihr heute ein wenig Zeit habt, nehmt zu Hause die Bibel: Jesaja, Kapitel 41, Vers 13 bis 20, sieben Verse – lest sie. Das ist die Zärtlichkeit Gottes, der uns wie eine Mutter ist.“

 

(rv 11.12.2014 pr)








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