Für einen vorläufigen Abschiebestopp von Roma aus Deutschland haben sich die baden-württembergischen
evangelischen Bischöfe Jochen Cornelius-Bundschuh und Frank Otfried July ausgesprochen.
„Ich frage mich, ob wir nicht wenigstens über den Winter Abschiebungen aussetzen könnten“,
sagte Cornelius-Bundschuh am Montag bei einem Besuch in der Landeserstaufnahmeeinrichtung
in Karlsruhe. Andernfalls drohten Situationen, in denen Menschen „den Winter nicht
vernünftig überleben können“. Nach dem Asylkompromiss gelten Serbien, Mazedonien und
Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsstaaten. Deshalb können Asylbewerber in diese
Länder zurückgebracht werden. Vor allem mit Blick auf die Minderheit der Sinti und
Roma ist diese Regelung umstritten.
Die Bischöfe riefen dazu auf, bei jedem Antrag individuell zu prüfen, ob trotz eines
sicheren Herkunftsstaates doch Asyl gewährt werden könne. July betonte, es gehöre
zum „Herzschlag kirchlicher Arbeit“, sich für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge
einzusetzen. Gerade jetzt würden Christen daran erinnert, dass vor 2.000 Jahren „auch
eine Familie ohne Herberge unterwegs war und dann nach Ägypten fliehen musste“.
Die Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge in Baden-Württemberg ist in den vergangenen Monaten
stark gestiegen. 2014 kamen rund 27.000 Menschen in den Südwesten. Deren Unterbringung
und Begleitung stellt viele Gemeinden vor Herausforderungen. Vielerorts entstanden
ehrenamtliche Helferkreise. Die beiden Kirchen stellten Unterkünfte bereit. Viele
Flüchtlinge finden Hilfe in Caritas-und Diakonie-Einrichtungen wie Schwangeren- oder
Erziehungsberatungen. Ziel ist es, Flüchtlingskinder in kirchliche Kindergärten zu
integrieren.
(kna 08.12.2014 sk)
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