2014-12-07 11:25:00

Ukraine: Ökumenisches Gedenken an Vertreibungen 1944


Die Kirchen im ukrainischen Mukatschewe (Oblast Transkarpatien) haben zu Adventbeginn an die Vertreibung, Verschleppung und Ermordung der Ungarn und Deutschen aus der Region nach Einmarsch der Roten Armee vor 70 Jahren gedacht. Die männlichen Angehörigen der beiden Volksgruppen waren am 22./23. November 1944 vor dem Rakoczischloß in der Stadt zusammengetrieben worden. Vom Auffanglager wurden sie in eisiger Kälte in das 30 Kilometer weit gelegene Sammellager Swaljawa getrieben. Viele kamen beim Marsch ums Leben, viele in den sowjetischen Lagern, nur wenige kehrten zurück.

 

Der jetzige Gedenkmarsch wurde vom Kulturverband der Ungarn in der Ukraine (KMKSZ) organisiert. Unter den Teilnehmern waren auch Diözesanbischof Antal Majnek, der reformierte Bischof Fabian-Sandor Zan und der griechisch-katholische Stadtpfarrer Robert Levcsenko. In einem ökumenischen Gottesdienst baten sie gemeinsam um Gottes Segen für die Menschen in der Region, wie die diözesane Pressestelle Mukatschewe am Freitag berichtete.

 

Bischof Majnek betonte laut Pressestelle, es dürfe nie mehr vorkommen, dass jemand nur wegen seiner Zugehörigkeit zu einer anderen Nationalität vernichtet wird. Der KMKSZ-Vorsitzende und Kiewer Parlamentsabgeordnete Laszlo Brenzowitsch machte ebenfalls die ganze Strecke des Fußmarsches mit und erinnerte an das von den Kommunisten verordnete Schweigegebot: "Die Tragödie wurde dadurch noch schlimmer, dass darüber jahrzehntelang nicht geredet werden durfte." Seit 1989 erinnere ein Denkmal in Swaljawa an die Getöteten.

 

Im Gedenkpark von Swaljawa erinnern 16.000 aufgelistete Namen an die ungarischen und deutschen Opfer. Sie mahnen, dass in der Ukraine niemals mehr der Weg der Gewalt einschlagen werden dürfe.

 

Die Region Transkarpatien/Karpato-Ukraine gehörte zum Königreich Ungarn und wurde dann ein osmanischer Vasallenstaat. Seit 1687 war die Karpato-Ukraine nach der Vertreibung der Osmanen wieder Teil des Königreichs Ungarn unter habsburgischer Herrschaft. 1920 kam das Gebiet an die Tschechoslowakei, 1938 an Ungarn, 1945 an die UdSSR und mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 an den heutigen ukrainischen Staat. Die Bevölkerung war immer gemischt; auch heute ist die Region noch reich an Minderheiten.

 

(kap 07.12.2014 mc)








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