Ägypten: Großimam verurteilt „Islamischen Staat“

Der Großimam der al-Azhar-Universität von Kairo hat die Islamisten des „Islamischen Staats“ mit deutlichen Worten verurteilt. Es sei eine „Perversion der islamischen Religion“, Gewalt und Terrorismus mit Koranversen zu legitimieren. Das sagte Ahmed al-Tayyeb bei der Eröffnung einer Konferenz von islamischen Gelehrten und Denkern aus 120 Ländern. Die Dschihadisten verübten „barbarische Verbrechen und verhüllen sie mit dieser heiligen Religion“, so der Großimam. „Indem sie sich Namen wie ‚Islamischer Staat’ geben, versuchen sie, ihren irregeleiteten Islam zu exportieren.“ Die al-Azhar-Universität in Kairo ist eine der höchsten Autoritäten im sunnitischen Islam. 

Al-Tayyeb nannte das Islamverständnis der Islamisten zerstörerisch und bedrohlich für die Religion der Muslime. al-Azhar will sich mit dem Dschihadisten-Phänomen stärker befassen, um es zielgerichteter widerlegen zu können. Es gehe auch darum, Versuche der Dschihadisten abzuwehren, Einfluss auf islamische Gebetsstätten und Schulen zu bekommen. Auf der Konferenz ergriff auch der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. das Wort; er nannte den Islam eine Religion der Toleranz.

Al-Tayyeb hatte am Dienstag den Vatikan besucht und war am Rand eines Treffens der Religionen gegen Menschenhandel auch kurz Papst Franziskus begegnet. Franziskus wiederum hatte am Sonntag zum Abschluss seiner Türkeireise „islamische Führer“ dazu aufgerufen, sich deutlich vom Terror des „Islamischen Staats“ zu distanzieren.

(rv 04.12.2014 sk)