2014-11-29 11:17:00

Presseschau: Lob und Kritik für Papst in türkischer Presse


Die Aufrufe von Papst Franziskus und des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu einem Dialog zwischen den Religionen und zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Extremismus bestimmen am Samstag, 29. November, die Titelseiten der türkischen Zeitungen.

„Lass uns gemeinsam kämpfen“, lautet die Schlagzeile der bürgerlichen Zeitung Vatan, die wie die meisten türkischen Blätter die Begegnung von Papst und Präsident zu einem Hauptthema macht. „Friedensbündnis“, titelt das regierungsnahe Blatt Star. Das Bild des gemeinsamen Auftritts von Erdoğan und dem Papst „gibt Hoffnung für unsere Welt“, heißt es in der ebenfalls regierungsfreundlichen Zeitung Sabah. Die bürgerliche Zeitung Milliyet betont, der Papst habe in Ankara für den Frieden gebetet.

Die regierungsnahe Aksam notiert, der Papst habe die Bemühungen der Türkei bei der Versorgung syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge gelobt: „Gott schütze die Türkei“, so die Schlagzeile. Die erdogantreue Zeitung Yeni Safak streicht heraus, dass der türkische Präsident im Beisein des Papstes auf die Gefahr der Islamfeindlichkeit im Westen hingewiesen habe. Erdoğan habe dem Papst als Geschenk den auf Silber geprägten Text eines Erlasses des osmanischen Sultans Mehmet II. aus dem 15. Jahrhundert überreicht; darin sicherte der Sultan den Christen in Bosnien volle Religionsfreiheit zu.

Die gegenüber Erdoğan distanzierte Hürriyet interpretiert dessen Hinweis darauf, dass Staatsstreiche in einigen Ländern von der Welt toleriert würden, als eine leise Kritik an Papst Franziskus. Dieser hatte vor wenigen Tagen den ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi getroffen. Wie Hürriyet wertet auch die regierungskritische Cumhuriyet die Anspielung Erdogans auf Sisi als versteckte Kritik am Papst.

Blick zur Orthodoxie
Offene Kritik am Papstbesuch kommt in der islamistischen Zeitung Milli Gazete zum Ausdruck, dem Sprachrohr der religiösen Glückseligkeitspartei (SP). Das Blatt zitiert SP-Chef Mustafa Kamalak mit den Worten, dem Papst gehe es bei dem Besuch nicht um die Türkei, sondern darum, dem orthodoxen Patriarchat in Istanbul zu einem „Sonderstatus“ zu verhelfen. Auch in der bürgerlichen Habertürk ist zu lesen, der Papst habe den Termin seines Besuches absichtlich auf das Andreasfest am 30. November gelegt, um die orthodoxe Kirche zu würdigen.

(kipa/kna 29.11.2014 ord)








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