2014-11-29 11:37:00

"Papst wer?" Eine Umfrage in Istanbul


Wer ist das eigentlich, Papst Franziskus? Nicht allen Menschen ist das klar, auch in Istanbul nicht, der Stadt, die der Papst ab diesem Samstag für zwei Tage besucht, wie unsere Korrespondentin Anne Preckel erfahren musste.

Während es in der christlichen Gemeinschaft Istanbuls schon brummt – der Papst kommt!- , muss man sich auf dem Taksim-Platz erst mal durchfragen, um jemanden zu finden, der Franziskus kennt. 
 
„Wisst ihr, wer das ist?“ - Eine Gruppe türkischer Teenager schaut interessiert auf das Bild mit Franziskus vor türkischer Flagge auf meinem Heftchen, das ich ihnen unter die Nase halte. „Mhh, nein“ – „Das ist Papst Franziskus, der kommt doch dieses Wochenende nach Istanbul“, helfe ich ihnen auf die Sprünge. „Achso, der Papst..? Super Papst!“, sagt einer der türkischen Jungs, und hält den Daumen hoch. 
 
„Der Papst, der Papst!“ Es sind die Kinder, die ihn sofort erkennen und auf Türkisch spontan ein paar Scherze machen… während Mamma und Papa noch überlegen, worum’s hier eigentlich geht.  Ein alter Türke, der hier Sesambrot verkauft, kennt den Papst und findet ihn toll …. 

„Papst Franziskus ist ja dieses Wochenende hier in Istanbul, haben sie das schon mitbekommen?“ – „Nein.“ Ich fange eine junge Türkin mit Kopftuch ab, die mit ihrer Freundin Arm in Arm über den Platz schlendert. Sie ist in Deutschland, Bochum, aufgewachsen und seit drei Monaten in Istanbul. Der Grund: Eine Heirat, erzählt die junge Frau, die gerade 18 geworden ist. Ein Begriff ist ihr Franziskus zwar auch nicht, aber neugierig ist sie schon: „Also ich kenne den jetzt nicht so genau, aber – was wird der denn hier machen in Istanbul?“ Sie schenkt mir noch ein paar Minuten, dann geht’s weiter mit der neuen Schwägerin, zum Shoppen. 

„Der Papst ist eine gute und große Persönlichkeit, denn er ist ein Beispiel für viele Menschen -  ich meine: für die Christen“, sagt mit der 26-jährige Mohammed. Ausschließlich für Christen? „Der Papst steht für den Frieden, für die spirituelle Seite der Menschheit. Und die Wahrheit ist doch: Egal, ob Christentum oder Islam – Frieden ist Frieden, Liebe ist Liebe, Menschlichkeit ist Menschlichkeit, für alle.“ 
 
Ähnlich sieht das die 23-jährige türkische Muslima Astahan, sie jobbt für ein Reisebüro und betreut die Touristenbusse am Platz:  
 
„Ich habe viele christliche Freunde in Istanbul, sie sind freundlich, ich mag sie. In Istanbul haben wir ein modernes Verständnis von der Religion. Wir sehen Christen mit freundlichen Augen und mögen sie. Egal ob Christ oder Muslim – menschlich sein, das ist wichtig, und das kommt vor der Religion.“ Die junge Soziologin erzählt, sie sei in einer Menschenrechtsorganisation engagiert und setze sich für die Rechte der syrischen Bürgerflüchtlinge ein. Sie nutzt das Interview zum Papstbesuch, um einen Appell an Europa und die Vereinten Nationen zu richten: „Unsere Regierung kümmert sich sehr gut um diese Flüchtlinge, wir haben die Tür geöffnet. Bitte, öffnet auch eure Türen weiter, vor allem in Schweden und Deutschland und ganzen EU, erhöht die Kontingente und helft diesen Menschen!“

Ihr Kollege Hussein, ein 22-jähriger Flüchtling aus Damaskus, stimmt ihr zu. Der Muslim sieht im Papstbesuch auch eine Chance für sein gebeuteltes Volk :  

„Das ist ein sehr wichtiger Besuch, denn die Türkei ist ein offenes Land und hat Syrien in der Nähe – der Papst kann also zu diesen Ländern sagen, ihr solltet zusammenarbeiten und uns von diesem Leiden erlösen. Er kann ihnen raten und zeigen, wie sie vereint sein können.“

 

(rv 28.11.2014 pr)








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