2014-11-26 13:09:00

EU: „Zuerst werden wir das gut lesen müssen“


Einigen Lesestoff haben – wenn sie denn wollen – die Abgeordneten des Europaparlaments und die Angehörigen des Europarates für die nächste Zeit: Papst Franziskus hat in zwei dichtgepackten Reden die Schwierigkeiten, Herausforderungen und Möglichkeiten des Kontinents benannt. Der Diakon Michael Kuhn ist in Brüssel Referent der Österreichischen Bischofskonferenz für Europa und die Comece. Gudrun Sailer sprach mit ihm.

 

Wie geht es jetzt weiter? Franziskus hat eine Doppelenzyklika für Europa entworfen. Was passiert jetzt damit?

 

„Zuerst werden wir das sehr gut lesen müssen, was da drin steht. Einige Inhalte sind ja schon deutlich geworden, der erste Punkt ist die Ermutigung, der Aufruf zur Hoffnung für Europa. Das kann für uns als Kirche, die in Brüssel wirkt, nur ein Auftrag sein, uns wirklich in die Politik einzubringen. Und er hat ja auch ganz konkrete Punkte angesprochen: er hat die Familie angesprochen, die Bildung angesprochen, die Ökologie, die Arbeit ein Würde, das sind alles Themen, an die wir uns jetzt als Kirche wieder heranmachen müssen. Wir müssen sehen, wie die europäische Politik diese Themen aufgreift und wie wir uns aus dem Auftrag der christlichen Soziallehre in diesen Dialog einbringen können.“

 

Was macht aus diesen beiden Ansprachen in Straßburg päpstliche Ansprachen?

 

„Das ist doch das moralische Gewicht. Ich glaube EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat nicht umsonst die Hoffnung und Zuversicht ausgesprochen, dass der Papst kommt um Orientierung zu bieten in einer Zeit, die so viele Richtungsanweiser hat ,nach links und rechts und der Papst steht nicht nur für eine Institutionen, sondern auf der anderen Seite auch als eine moralische Autorität, eine integre Person, als die er nicht nur in Europa, sondern von der ganzen Welt wahrgenommen wird.“

 

Glauben Sie, dass man manche Tipps aus katholischen Munde, nämlich aus dem des Papstes, leichter akzeptiert, wenn es ein Papst ist, der von weit weg kommt?

 

„Es ist interessant in der Tat, dieser Papst ist vom Ende der Welt nach Europa gekommen, er schaut wahrscheinlich Europa anders an als die, die Päpste vor ihm getan habe, die direkt aus dem europäischen Geschehen kommen. Das ist das erste. Das zweite ist, dass dadurch sein Blick vielleicht unverstellter und frischer ist, dadurch kann er auch leichter ansprechen die dort, wo Europa alt wird, wo Europa Probleme hat und wo es nicht funktioniert – genauso wie er Europa Mut zusprechen kann und ermuntern kann, Mut und Selbstvertrauen zu haben, um sich an die Arbeit zu machen. Ich glaube, dass das eine besondere Gabe dieses Papstes ist.“

 

(rv 26.11.2014 gs)








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