2014-11-20 16:50:00

Videobotschaft zur Soziallehre: „Ergreift die Initiative!“


In der Situation der sozialen und ökonomischen Krise laufen die Menschen Gefahr, stehen bleiben zu wollen und sich um sich selbst zu kümmern. Das führt in die Gleichgültigkeit, die blind macht für die Bedürfnisse der anderen und ihre Würde. Mit diesen Gedanken begann Papst Franziskus an diesem Donnerstag eine Videobotschaft, die er für eine Konferenz in Verona aufgezeichnet hatte. Bei der Konferenz geht es um die katholische Soziallehre, ein dem Papst wichtiges Anliegen, das er mit dem Gedanken verband, der sich wie ein roter Faden durch sein Pontifikat zieht:

 

„Wir sind gerufen, über uns hinaus zu gehen und auf wirkliche Bedürfnisse zu reagieren. Wir müssen dringend die sichern und abgesicherten Orte verlassen, um die ganze verborgene oder unbekannte Energie frei zu setzen, die sehr konkret handelt. Die christliche Ethik ist keine Zollstation für die Pluralität der Ausdrucksweisen, mit denen sich das Gute und die Sorge um den nächsten zeigen. Über etwas hinaus zu gehen heißt erweitern, nicht beschränken, heißt Räume schaffen und sich nicht ihrer Kontrolle überlassen.“

 

Bereits zum vierten Mal treffen sich zu dieser Konferenz Wirtschaftler, Politiker und Theologen in Verona. An runden Tischen, bei Vorträgen und anderen Veranstaltungen werden die verschiedenen aktuellen Herausforderungen für die Soziallehre der Kirche beleuchtet.

Die Botschaft des Papstes kreiste um den Gedanken, dass man die Initiative ergreifen müsse. Das bedeute, Mut zu haben, sich von den kurzfristigen Ergebnissen und Erwägungen nicht gefangen nehmen zu lassen, kreativ und unternehmerisch zu sein.

 

„Ich mache ein Beispiel: Man sagt heute gerne, dass man viele Dinge nicht machen kann, weil das Geld fehlt. Trotzdem gibt des immer Geld, um das eine zu tun, aber es fehlt dann für das andere. Zum Beispiel gibt es genug Geld, Waffen zu kaufen, um Krieg zu führen, um skrupellose Finanzgeschäfte zu machen, dafür gibt es Geld. Darüber schweigt man nur; man betont, dass viel Geld fehlt um Arbeitsplätze zu schaffen, in Bildung zu investieren, in die Talente und Fähigkeiten, um einen Sozialstaat zu schaffen, um die Umwelt zu schützen. Das wirkliche Problem ist aber nicht das Geld, sondern das sind die Menschen: Wir können vom Geld nicht verlangen das zu tun, was nur Menschen tun oder schaffen können. Das Geld kann keine Entwicklung schaffen, um Entwicklung zu schaffen braucht es Menschen, die den Mut haben, die Initiative zu ergreifen.“

 

Es gehe bei diesen Initiativen darum, Innovationen Raum zu verschaffen. Diese dürften aber nicht nur technisch verstanden werden, es gehe auch um die Entwicklung der Arbeitswelt, um neue Formen der Partizipation und um das solidarische Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Gegenteil: Stehen bleiben, die Probleme nicht lösen sondern zudecken:

 

„Stehen bleiben bedeutet, immer nur den Staat oder andere Institutionen um Hilfe zu bitten, sich bewegen bedeutet neue Prozesse zu beginnen. Und hier ist das Geheimnis: Neue Prozesse zu beginnen und nicht bitten, dass man dir noch mehr gibt. Diese neuen Prozesse sind nicht Ergebnis von technischen Entwicklungen, sondern Ergebnis einer Liebe, die angeregt durch die Situation sich nicht zufrieden gibt bis sie nicht etwas gefunden hat und eine Antwort hat.“

 

Die Aufforderung zur Initiative geht laut Papst aber nicht an Einzelne, sondern an die Gemeinschaft aller, alle müssten gemeinsam in dieselbe Richtung gehen, ein gemeinsames Ziel haben. Der Papst schloss seine Botschaft mit dem Wunsch, dass der Kongress in Verona einen Beitrag zur Formung eines neuen sozialen Gewissens leist.

 

(rv 20.11.2014 ord)








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