2014-11-14 13:36:30

Papst: „Kreativ werden, um Blockaden zu lösen“


RealAudioMP3 „Diese Wirtschaft tötet“: So lauten die drei wohl bekanntesten Worte aus ‚Evangelii Gaudium’, dem Apostolischen Schreiben, das Papst Franziskus vor einem Jahr veröffentlicht hat. An diesem Freitag, als er im Vatikan einen Weltkongress von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern empfing, hat er seinen Satz von der tödlichen Wirtschaft nicht wiederholt – aber er nutzte doch die Gelegenheit, um ihnen darzulegen, was aus seiner Sicht im wirtschaftlichen Leben der westlichen Gesellschaften derzeit besonders dringend ist.


„Der derzeitige sozioökonomische Rahmen wirft vor allem die Frage nach Arbeitsplätzen auf. Von Ihrer Warte her können Sie die dramatische Realität so vieler Menschen erkennen, die einen prekären Arbeitsplatz haben oder gar keinen mehr; so vieler Familien, die dafür die Zeche zahlen; so vieler junger Leute, die verzweifelt nach einer Erstanstellung suchen. Viele, vor allem Einwanderer, sind zu Schwarzarbeit gezwungen, ohne dass sie auch nur die grundlegendsten juridischen und wirtschaftlichen Rechte hätten.“
„Menschenwürde ist wichtiger als bürokratische Korrektheit“

Diese Umstände verführten leicht dazu, zunächst einmal „das eigene Interesse zu verteidigen, ohne sich groß ums Gemeinwohl zu scheren, um Gerechtigkeit oder Legalität“, so der Papst. Umso wichtiger sei es, dass Menschen, „deren Arbeit etwas mit dem guten Funktionieren der Wirtschaft eines Landes zu tun hat“, eine „positive, konstruktive Rolle“ spielen. Sie sollten wissen, „dass hinter jeder Akte eine Geschichte und ein Gesicht steht“. Gerade die Christen unter den Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern dürften sich nicht nur aufs korrekte Arbeiten beschränkten, sondern müssten „darüber hinausgehen“, „also den Menschen in Schwierigkeiten entgegengehen; kreativ werden, um blockierte Situationen zu lösen; die Menschenwürde höher zu werten als die bürokratische Korrektheit“.

„Wirtschaft und Finanzen sind Dimensionen menschlichen Wirkens und können Gelegenheit zu Begegnungen werden, zum Dialog, zu Kooperation, zum Anerkennen von Rechten und zu Diensten, zu einer Würde, die sich in der Arbeit ausdrückt. Aber dafür muss immer der Mensch mit seiner Würde im Zentrum stehen. Man muss sich also gegen Dynamiken sperren, die dazu tendieren, dass alles vereinheitlicht wird und das das Geld oben an der Spitze steht. Wenn das Geld Endzweck und Grund jeder Aktivität und Initiative wird, dann gewinnen eine utilitaristische Optik und die wilde Logik des Profits die Oberhand – und das Nachsehen hat der Respekt vor den Menschen, was zu einem Verblassen von Werten wie Solidarität führt. Wer im Wirtschafts- und Finanzbereich arbeitet, soll es so tun, dass der soziale und wirtschaftliche Wohlstand aller Menschen gefördert wird und dass alle die Gelegenheit bekommen, sich zu entwickeln.“


Es reiche nicht, „konkrete Antworten auf wirtschaftliche oder materielle Fragen zu geben“: Verlangt sei eine „Ethik von Wirtschaft, Finanz und Arbeit“. Wer kommenden Generationen eine bessere Umwelt, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft übergeben wolle, der müsse aktiv für eine „Globalisierung der Solidarität“ einstehen. Solidarität und Subsidiarität seien darin die wichtigsten Prinzipien; wer von ihnen ausgehe, der diene dem Menschen.

(rv 14.11.2014 sk)









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