2014-11-12 11:11:03

Neuer EKD-Chef: München wird „Kirchen-Hauptstadt“


RealAudioMP3 Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist am Dienstag zum neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands gewählt worden. Damit sind die Spitzenmänner der beiden großen christlichen Kirchen Deutschlands in München ansässig. Denn der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, ist seit dem Frühjahr der Vorsitzende der - katholischen - Deutschen Bischofskonferenz.

Glückwünsche von Marx

Marx gehörte denn auch zu den ersten Gratulanten: Er sei zuversichtlich, dass „auch das gute ökumenische Miteinander seinen Fortgang findet“, heißt es in seinem Schreiben an Bedford-Strohm. Das gelte auch für das gemeinsame Bestreben, „das Reformationsgedenken 2017 als geschichtliches Moment beider Kirchen in Deutschland zu sehen“. Wie aus ihrem Umfeld zu hören ist, pflegen die Kirchenmänner einen unkomplizierten Umgang: Man lädt einander zum Essen ein und greift frühzeitig zum Telefon, wenn es notwendig ist.

Papst als Bündnispartner

In der der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag-Ausgabe) sagte er, er sehe die katholische Kirche und insbesondere Papst Franziskus als Bündnispartner: „Es gibt keinen römisch-katholischen, evangelischen oder orthodoxen Jesus Christus, sondern nur den einen Herrn“, so der Ratsvorsitzende. „Deshalb muss die Einheit der Kirche für jeden Christenmenschen Herzenssehnsucht sein.“ Zum Papst selbst sagte er: „Ich hatte mich über seine Wahl und den Namen Franziskus riesig gefreut. Seinen scharfen Satz 'Diese Wirtschaft tötet!' finde ich als Kritik an den Auswüchsen eines ungezügelten Kapitalismus richtig.“

Mit Blick auf das Reformationsgedenkjahr 2017 forderte der Ratsvorsitzende, die Trennung der Kirchen zu überwinden: „Ich spreche gern von 'der Kirche', denn es gibt nur die eine heilige, katholische und apostolische Kirche, die uns alle verbindet.“ Das habe konkrete Konsequenzen: „Wir sollten gemeinsam Gottesdienst feiern und geistliche Gemeinschaft haben.“ Bedford-Strohm kündigte konkrete Fortschritte in der Ökumene an: „Mein Ziel ist, 2017 mit den katholischen Schwestern und Brüdern zusammen zu feiern.“

Frohe Botschaft für digitale Welt

Der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche will vor allem das Schwerpunktthema „Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“ umsetzen. Das kündigte Bedford-Strohm in einem Statement an, dass die EKD auf ihrer Homepage stellte.

„Die Menschen bewegen sich heute im Netz mit einem erheblichen Teil ihrer Lebenszeit. Ich möchte, dass wir als Kirche da präsent sind. Im Internet werden alle Fragen, die uns existentiell bewegen – Fragen nach dem Sterben, Lebensquelle usw. – behandelt. Wir haben eine ganz spannende Antwort in der Bibel auf all diese Fragen. Ich möchte deshalb, dass wir diese Antworten ins Netz einbringen und in die Gespräche mitmischen. Wir müssen als evangelische Kirche im Internet noch deutlicher präsent sein.“

Noch vor der Wahl hatte der bayerische Landesbischof den Delegierten auf der Synode in Dresden erklärt, er wolle der Vorbereitung des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 besondere Aufmerksamkeit widmen. Bedford-Strohm würdigte den scheidenden Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, der wegen der Krebserkrankung seiner Frau vorzeitig zurückgetreten ist.

„Es ist ein Jahr her, dass ich bei der Synode in Düsseldorf als Kandidat vor Ihnen stand. Dass ich ein Jahr später hier in Dresden erneut eine Kandidatur zu vertreten habe, das war weder in meinem Horizont noch im Horizont irgendeines Mitglieds der EKD. Das ist das Ergebnis von Entwicklungen, die nicht planbar sind.“

Gegen Suizidbeihilfe

Und in der Debatte um Sterbehilfe fordert der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Stärkung der Palliativmedizin. Es müsse verhindert werden, dass Tötung auf Verlangen und Beihilfe zur Selbsttötung zu einer normalen Alternative würden, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“ in der Donnerstag-Ausgabe. „Tötung auf Verlangen ist unnötig, wenn wir die Palliativmedizin ausweiten und Sterbende besser begleiten“, fügte der bayerische evangelische Landesbischof hinzu. Er sprach sich zugleich für ein Verbot der organisierten und erst recht der kommerziellen Beihilfe zum Suizid aus.

(ekd/zeit/kna/muenchner-kirchenradio 12.11.2014 mg)







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