„Fassbomben“ - ein
Wort, das im Kontext des bereits mehr als drei Jahre andauernden und blutigen Bürgerkrieges
in Syrien immer häufiger auftaucht: Die improvisierte Explosionswaffe ist günstig
und einfacher zu produzieren als herkömmliche Waffen. Ein Fass mit explosivem Material
– Düngemittel oder Heizöl – und ein Hubschrauber: Mehr brauchte es auch nicht bei
dem letzten Angriff vergangenen Sonntag auf die vom Islamischen Staat (IS) kontrollierte
Region Al-Bab nordöstlich von Aleppo. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen
Beobachtungsstelle für Menschenrechte seien mindestens 21 Menschen getötet und mindestens
100 weitere verletzt worden.
Aktuellen Meldungen zufolge soll auch einer der
IS Anführer, Abu Bakr al Baghdadi, verletzt worden sein. Die USA stockt in der Zwischenzeit
ihre Truppenpräsenz im Irak auf 3000 Soldaten auf. Während der Krieg also weitergeht,
sind die Menschen vor Ort zusätzlich über den Wintereinbruch besorgt. Der frühere
apostolische Vikar von Aleppo, Bischof Giuseppe Nazzaro, sieht in Syrien und Aleppo
sein zweites Zuhause. Doch er weiß: Was früher, im Jahr 2011, noch eine friedliche
Lebensgemeinschaft von Christen und Muslimen war, liegt heute in Schutt und Asche.
„Wir
haben leidende Brüder. Ein gesamtes Volk, das an Hunger und Durst stirbt. Die Leitungen
sind zerstört, das Wasser verschmutzt. Die Terroristen haben durch Explosionen der
Abwasserkanäle auch das trinkbare Wasser verschmutzt. Es sind wieder Fälle von Cholera
aufgetaucht. Viele versorgen sich dank der antiken Brunnen, die es bereits in den
Klöstern und Moscheen gab. Wenn sie diese nicht erreichen, dann müssen sie sich mit
dem verschmutzen Wasser begnügen. Die Menschen sterben an der Kälte, denn sie haben
keinen Strom. Es fehlt das Gas zum Heizen, und es gibt einfach nichts zu essen. In
Syrien stirbt man vor Hunger, auch weil es keinen Cent gibt. Die einzigen, die noch
ein wenig Geld besitzen, arbeiten für die Regierung.“
Der aktuelle Luftangriff
ist laut Medienberichten von dieser Regierung - von Baschar Al-Assads Regierung -
ausgegangen. Aleppo gehört zu den am härtesten umkämpften Orten im syrischen Bürgerkrieg.
Gemäßigte Rebellen sind bis auf eine schmale Versorgungsroute im Osten des Stadtzentrums
eingeschlossen. IS-Kämpfer und Regimetruppen belagern die Stadt von zwei Seiten. Die
wahren Opfer sind wie immer die Zivilisten. Die Kirche versucht zu helfen – wie auch
immer sie es kann, erklärt Nazzaro.
„Die Klöster sind öffentliche Mensen
geworden. Sie sind offen für alle – Christen und Muslime. In vieler dieser Mensen
helfen auch Muslime aus, denn sie wissen, dass die Christen allen helfen.“
Der
Wintereinbruch und der Temperaturfall während der kommenden Nächte – unter null Grad
– macht diese Hilfe schwieriger als je zuvor. Die zerbombten Häuser haben weder Heizungen
noch Strom, oft auch keine Mauern. Der apostolische Vikar von Aleppo, Bischof Georges
Abou Khaze, hat deswegen ein kleines Hilfsprojekt gestartet, um wenigstens Türen und
Fenster in die zerbombten Häusern einzubauen.