Kardinal Tauran „schockiert“ über Lynchmorde in Pakistan
Die brutale Tötung
eines christlichen Ehepaars in Pakistan schockiert den für den interreligiösen Dialog
zuständigen Kurienkardinal Jean-Louis Tauran. Die Brutalität gegenüber Shahzad und
Shama – wie die beiden Opfer hießen – sei „ein Akt sinnloser Barbarei“ gewesen, so
Tauran gegenüber Radio Vatikan.
„Ich bin einfach nur schockiert. Angesichts
eines solch schlimmen Lynchmordes gibt es keine Worte. Was ich ganz schlimm finde,
ist die Tatsache, dass das junge Ehepaar angeblich aus religiösen Gründen getötet
wurde. Eine Religion kann aber niemals der Grund sein, um Menschen umzubringen! Das
Problem in Pakistan ist und bleibt das Blasphemie-Gesetz, das solche Auswüchse hervorbringt.“
Das
junge christliche Paar wurde vor wenigen Tagen von einer aufgebrachten Menschenmenge
im Bundesstaat Punjab bei lebendigem Leib verbrannt. Die Menge warf den beiden jungen
Christen vor, den Koran beschimpft zu haben. Dieser Fall zeige, dass die internationale
Staatengemeinschaft in Pakistan aktiver werden müsste, so Kurienkardinal Tauran.
„Alle
gehen davon aus, dass man religiöse Überzeugungen respektieren muss. Aber es geht
auch darum, ein Minimum an Menschlichkeit und Solidarität zu gewährleisten! Deshalb
ist der interreligiöse Dialog so wichtig. Das sagt aber niemand so klar auf internationaler
Ebene! Je schwieriger die Lage ist – wie beispielsweise in Pakistan –, desto wichtiger
ist der Dialog.“
Je schwieriger die Lage, desto wichticher der Religions-Dialog
Niemand
dürfe deshalb passiv auf solche Fälle reagieren, fügt der französische Kardinal an.
Er erinnert daran, dass in Pakistan schon sechzig Menschen zum Tode verurteilt wurden
wegen des Blasphemie-Gesetzes. Die meisten davon sind Christen.
„Die katholische
Kirche in Pakistan ist sehr mutig. Wir hier im Westen müssen die Katholiken in Pakistan
besser unterstützen und auch anprangern, was dort geschieht! Denn die ganze Menschheit
wird doch dadurch beleidigt, wenn man auf so unmenschliche Art und Weise mit Minderheiten
umgeht.“
Gleichzeitig merkt der Vatikan-Kardinal an, dass die Muslime selber
die Hauptopfer dieser Situation seien. Denn von ihrer Religion, die eigentlich positive
Werte vermittle, entstehe auf diese Weise ein falsches Bild.
Gegen insgesamt
60 Personen und 500 Unbekannte wurde mittlerweile im Fall des getöteten Paares Anzeige
erstattet, während bereits 54 Verdächtige festgenommen wurden. Dies teilt der Leiter
der Ermittlungen Muhammad Ali der Agentur Fides mit. Am kommenden Sonntag, den 9.
November wird in vielen christlichen Kirchen Pakistans eine Gebetswache für verfolgte
Christen stattfinden.