2014-11-07 11:21:18

Evangelikale und Katholiken: Neue Perspektiven der Ökumene


RealAudioMP3 Die Ökumene zwischen Evangelikalen und Katholiken hat schon viel erreicht, vor allem was das gemeinsame Wertefundament und den Einsatz in der Gesellschaft angeht. Das sagt Wilf Gasser, Präsident der Schweizer Evangelischen Allianz und stellvertretender Generalsekretär der World Evangelical Alliance. Die Allianz war zu einer Tagung im Einheitsrat des Vatikan, an diesem Donnerstag hat Papst Franziskus sie empfangen. Bei dieser Begegnung wurde von „neuen Perspektiven“ der Ökumene gesprochen. Unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord fragte Wilf Gasser, welche Perspektiven das sind oder sein können.

„Eigentlich ist es mehr eine Feststellung, dass sich die Landschaft in den letzten zehn Jahren verändert hat. Früher wurden die Evangelikalen und Freikirchen als Sekten betrachtet, als Wettbewerber auch für die katholische Kirche. Da wurde gegeneinander gekämpft, man kannte sich nicht und hat auch die Zusammenarbeit nicht gesucht. Das hat sich geändert, spätestens seitdem wir beim Thema Familie und Lebensrecht realisiert haben, dass auf katholischer wie auf freikirchlicher Seite ganz ähnliche Werthaltungen existieren. Dass das jetzt auf globaler Ebene ein Thema wird, nämlich wie wir die Gebiete der Zusammenarbeit definieren und strukturiert einen Dialog führen können, das ist eigentlich das Neue.“

Und wie wird dieser strukturierte Dialog aussehen?

„Bisher gab es eine Arbeitsgruppe zwischen Weltkirchenrat und Vatikan, aber auf Seite der Evangelikalen gab es nichts dergleichen. Es soll jetzt darüber gesprochen werden, wie wir in einer Arbeitsgruppe vorwärts gehen und diese Themen konkret definieren können.“

„Offenheit für Dialog gab es schon vor Franziskus“

Als erster Papst hat sich Papst Franziskus mehrfach prominent mit evangelikalen Christinnen und Christen getroffen. Hat sich unter diesem Papst da etwas geändert?

„Eigentlich war das schon von den vorherigen Päpsten angebahnt. Von der Persönlichkeit her geht er das anders an, aber die Offenheit für den Dialog haben wir schon vorher empfunden. Für mich ist das eher eine Weiterführung.“

Es sind ja auch theologische Debatten zu führen, was sind die nächsten Schritte, die hier anzugehen wären?

„Auf theologischer Ebene führen wir bereits seit fünf Jahren einen offiziellen Dialog. Den wollten wir eigentlich dieses Jahr bereits abschließen. Wir hatten dann aber von unserer Seite her aus Ländern, wo Katholiken die Mehrheit bilden und die Evangelikalen sich eher an den Rand gedrängt fühlen, Input dazu, was man vielleicht neu diskutieren müsste. Deshalb haben wir diesen Dialog verlängert, aber er soll nächstes Jahr zum Abschluss kommen. Dieses Grundsatzpapier, das primär von Theologen erarbeitet wurde, soll dann an der Basis von unserer Seite her breiter diskutiert werden, um zu schauen, was die Konsequenzen davon sind.

Wir wollen in diesem Papier einerseits die Gemeinsamkeiten herausschälen, aber auch die theologischen Differenzen benennen, etwa wie wir Kirche verstehen. Da gibt es einiges, was man als Unterschiede definieren kann.“

(rv 07.11.2014 ord)








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