Die Vorsitzende der argentinischen Bürgerrechtsorganisation „Grossmütter der Plaza
de Mayo“, Estela de Carlotto, hat ihre frühere Kritik an Papst Franziskus wegen dessen
Rolle während der Militärdiktatur (1976-1983) zurückgenommen. Unmittelbar nach der
Papstwahl 2013 seien böswillige Versionen des damaligen Geschehens über Franziskus
verbreitet worden, sagte Carlotto argentinischen Medien am Donnerstag, 6. November.
„Wenn jemand weiterhin schlecht über den Papst spricht, dann lügt er“, zitiert die
Tageszeitung ‚La Voz’ die Menschenrechtlerin. Sie war am Mittwoch im Vatikan mit Franziskus
zusammengetroffen.
Unmittelbar nach der Papstwahl hatte die linksgerichtete
Tageszeitung ‚Pagina 12’ schwere Vorwürfe gegen Franziskus erhoben. Jorge Mario Bergoglio,
der von 1973 bis 1979 die Jesuitenprovinz Argentiniens leitete, habe damals mehrere
Priester an die Militärjunta ausgeliefert und sich nicht für ihre Freilassung eingesetzt.
Wenig später meldeten sich allerdings Opfer der Militärdiktatur, die dieser Darstellung
widersprachen. Die üblen Behauptungen seien von der Regierung Cristina Kirchners gestreut
worden, kritisierte etwa der Opferanwalt Horacio Mendez Carreras.
Wichtige
argentinische Menschenrechtsgruppen hatten die Vorwürfe gegen Bergoglio zunächst übernommen.
Zwei Tage nach der Papstwahl warf auch Carlotto ihm vor, er gehöre jener Kirche an,
die das Land habe verfinstern lassen.
Die katholische Kirche Argentiniens hat
kürzlich zugesichert, sich an der Aufarbeitung von Fällen illegaler Adoptionen während
der Militärdiktatur intensiv beteiligen zu wollen, etwa durch Recherchen in Kirchenbüchern.