„Wieviel Perversion in den Herzen jener, die sich für gerecht halten!“
Der wahre Christ hat
keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er fürchtet beim Umgang mit Sündern
nicht um seinen Ruf, weil er das Herz Gottes hat, der nicht will, dass auch nur eines
seiner Kinder verloren geht. Das hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei der
Morgenmesse in Santa Marta gesagt. Das Tagesevangelium erzählt von der verlorenen
Drachme und dem Hirten, der dem einen verlorenen Schaf nachgeht; den Rahmen dieser
Erzählung bilden die Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich darüber empören, dass
Jesus sich mit Sündern abgibt und sogar mit ihnen isst. „Ein echter Skandal war das
damals“, so der Papst in seiner Predigt; „und stellen wir uns vor, zu der Zeit hätte
es schon Zeitungen gegeben!“ Franziskus weiter:
„Es ist traurig, wenn der
Hirte die Kirchentür öffnet und dort wartet. Traurig ist ein Christ, der nicht in
seinem Herzen das Bedürfnis, die Notwendigkeit fühlt, zu gehen und den anderen zu
erzählen, dass der Herr gut ist. Wie viel Perversion ist im Herzen jener, die sich
für gerecht halten, wie jene Schriftgelehrten, jene Pharisäer. Sie wollen sich nicht
die Hände an den Sündern schmutzig machen. Erinnern wir uns an das, was sie dachten:
Nun, wenn Jesus wirklich ein Prophet wäre, wüsste er, dass die da eine Sünderin ist.
Die Verachtung. Sie benutzten die Leute, und dann verachteten sie sie.“
„Der
echte Hirte riskiert vielleicht sogar seine kirchliche Karriere“
Jesus
aber sei gekommen, um jene zu suchen, die sich vom Herrn entfernt haben. Gott gehe
bis zum Schluss, „immer bis zum Schluss, er bleibt nicht auf halbem Weg des Heils
stehen und sagt: Ich habe alles getan, es ist nicht mehr mein Problem, sondern ihres“.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten hingegen seien jene, die auf halber Strecke stehenblieben
– und das sei „eine Niederlage“. Papst Franziskus:
„Der echte Hirte,
der echte Christ hat diesen Anspruch an sich selbst: Niemand soll verloren gehen.
Und deshalb hat er keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er hat keine Angst!
Er geht dorthin, wohin er gehen muss. Er riskiert sein Leben, seinen guten Ruf, seine
Bequemlichkeit, seinen Status, er riskiert vielleicht sogar seine kirchliche Karriere,
aber er ist ein guter Hirte. Auch die Christen müssen so sein. Es ist so einfach,
die anderen zu verurteilen, die Zöllner, die Sünder. Das ist so einfach – aber es
ist nicht christlich! Es passt nicht zu den Kindern Gottes. Kinder Gottes gehen bis
zum Äußersten, sie geben das Leben hin, so wie Jesus es für die anderen getan hat.
Denkt daran: Hirten auf halbem Weg – nein! Nie! Christen auf halbem Weg, nie!“
„Diese
Leute wissen nicht, was Freude ist“
Der gute Hirt, der gute Christ
sind immer gerade dabei, hinauszugehen: hinauszugehen aus sich selbst, auf Gott zu,
im Gebet, in der Anbetung; sie gehen zu den anderen, um ihnen die Botschaft des Heils
zu bringen. Der gute Hirte und der gute Christ wissen, was Zärtlichkeit ist:
„Diese
Pharisäer und Schriftgelehrten wussten das nicht, wie es ist, das Schaf auf die Schultern
zu nehmen, mit Zärtlichkeit, und es wieder an seinen Platz zu tragen unter den anderen.
Diese Leute wissen nicht, was Freude ist. Der Christ und der Hirt auf halbem Weg kennt
vielleicht die Unterhaltung, die Ruhe, einen gewissen Frieden, aber nicht die Freude,
die im Paradies ist und von Gott kommt… Es ist schön, keine Angst davor zu haben,
dass man schlecht über uns redet, wenn wir die Brüder und Schwestern suchen gehen,
die fern vom Herrn sind. Bitten wir um diese Gnade für jeden von uns und für unsere
Mutter, die heilige Kirche.“