2014-11-06 09:37:49

Papst empfängt bekannte argentinische Aktivistin


Papst Franziskus hat am Mittwochabend privat eine bekannte Aktivistin aus seiner argentinischen Heimat empfangen. Es war die Vorsitzende der „Großmütter von der Plaza de Mayo“, Estela de Carlotto. Sie suchte den Papst in einem Seitenraum der Audienzhalle im Vatikan auf. De Carlotto war von ihrem Enkel Ignacio Guido Montoya Carlotto begleitet, dessen wahre Identität sich erst im August dieses Jahres herausgestellt hat. Auch noch andere Familienmitglieder waren zu dem Treffen, das auf Einladung von Franziskus zustande kam, erschienen, darunter die drei Kinder von Estela de Carlotto.

Die „Großmütter von der Plaza de Mayo“ bemühen sich seit Jahrzehnten, Enkelkinder wiederzufinden, die ihren Familien während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) weggenommen und in anderen Familien aufgezogen wurden – meist ohne ihre wahre Herkunft zu kennen. Ignacio Guido Montoya Carlotto zum Beispiel wurde geboren, als seine Mutter – eine Dissidentin – in Haft war, und vom Regime einem anderen Ehepaar gegeben. Die Begegnung im Vatikan verlief herzlich und emotional; die Familienmitglieder überreichten dem Papst verschiedene Geschenke, darunter einen Poncho und eine Skulptur. Der wiedergefundene Enkel schenkte dem Papst eine CD mit selbst komponierter Musik.

Franziskus hatte Estela de Carlotto schon im April letzten Jahres empfangen, kurz nach seiner Wahl zum Papst. Die Beziehungen zwischen der argentinischen Kirche und den „Großmüttern von der Plaza de Mayo“ waren jahrzehntelang gespannt, jetzt bessern sie sich. Die Bischöfe fordern nunmehr alle Pfarreien dazu auf, die Kirchenbücher für die Recherchen nach einstmals verschwundenen Kindern offenzulegen. Das ist eine Abkehr vom bisherigen Kurs der Kirche. Schätzungen gehen von ungefähr 500 noch ungeklärten Fällen aus.

Frau de Carlotto ist Gründerin des Großmütter-Verbands und in Argentinien keineswegs unumstritten. Gerade unter Kirchenleuten werfen viele ihr eine zu große Nähe zu Präsidentin Cristina Kirchner vor. Als der heutige Papst noch Erzbischof von Buenos Aires war, galt sein Verhältnis zu den Kirchners - also zu der heutigen Präsidentin und ihrem Mann und Vorgänger Nestor Kirchner - als gespannt. Das Verhältnis hat sich aber seit der Papstwahl offenbar verbessert; auch Frau Kirchner wurde unlängst vom Papst zu einer privaten Begegnung in den Vatikan eingeladen. Das war bereits das vierte Treffen zwischen Franziskus und der Präsidentin seit der Papstwahl vom März 2013.

(rv 06.11.2014 sk)








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