Wegen angeblicher Koranschändung ist ein christliches Ehepaar in der Provinz Punjab
zu Tode geprügelt und verbrannt worden. Der Vorfall ereignete sich nach pakistanischen
Medienberichten am Dienstag in Kot Radha Kishan, etwa 60 Kilometer südwestlich der
Provinzhauptstadt Lahore. Demnach wurden die 24-jährige Frau und ihr 32 Jahre alter
Mann bezichtigt, Seiten der Heiligen Schrift des Islam entehrt zu haben. Frühere Berichte
sprachen von einem Streit über eine Lohnvorauszahlung mit dem Besitzer der Ziegelfabrik,
in der beide beschäftigt waren. Die Polizei nahm den Medien zufolge inzwischen
37 Personen fest. Die Sicherheitskräfte seien aus Lahore verstärkt worden, um die
Lage unter Kontrolle zu halten. Einzelne Berichte zitierten Augenzeugen mit der Aussage,
fünf anwesende Polizisten in dem Dorf hätten der Lynchjustiz tatenlos zugesehen. Der
Chief Minister der Provinz Punjab, Shahbaz Sharif, richtete eine Untersuchungskommission
ein. Sharif ist ein Bruder von Ministerpräsident Nawas Sharif. In den letzten Jahren
hat es immer wieder Angriffe auf christliche Wohnviertel gegeben, wenn Christen der
Blasphemie beschuldigt wurden. Vor eineinhalb Jahren brannte ein Mob in Lahore zweihundert
Häuser und zwei Kirchen nieder, nachdem ein Bewohner der Schmähung des Propheten Mohammed
verdächtigt wurde. Angesichts solcher Vorfälle haben viele Christen in Lahore kein
Vertrauen mehr zum Staat. Etwa viertausend von ihnen sollen deswegen nach Thailand
ausgewandert sein. (kna/agenturen 05.11.2014 pr)