Der frühere Direktor am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, Hartmut Lehmann,
kritisiert die Vorbereitungen auf die Fünfhundertjahrfeier der Reformation im Jahr
2017. Die Evangelische Kirche Deutschlands – kurz EKD – habe weder den Lutherischen
Weltbund noch Freikirchen oder reformierte Kirchen in den Niederlanden und der Schweiz
in die Vorbereitungen mit einbezogen; damit stelle sich die Frage, inwieweit „2017
in einem internationalen Rahmen begangen werden kann“. Das schreibt Lehmann in einem
Aufsatz in der Frankfurter Allgemeinen vom Montag. Die „Aufgabe, das anstehende Jubiläum
in der Gesellschaft zu verankern“, sei zwar „gewaltig“. Doch Deutschlands evangelische
Kirche habe „kein entsprechendes Programm entwickelt“.
Lehmann kritisiert auch,
dass die EKD weder „konfessionsübergreifende Gesprächskreise“ noch „transreligiöse
Tagungen“ plane und auf katholische Angebote zu einem gemeinsamen Reformationsgedenken
kaum eingehe. Die EKD-Schrift „Rechtfertigung und Freiheit“ stoße Katholiken vor den
Kopf und sei „ein Zeugnis der Abgrenzung, nicht der Öffnung“. „Indem diese Schrift
evangelische Kernbotschaften zu formulieren versucht, wendet sie sich zunächst und
vor allem an die evangelische Kerngemeinde, also an die fünf Prozent aktiver Kirchenchristen
innerhalb des Protestantismus.“ Lehmann sieht die Gefahr, „dass nach zehn Jahren Lutherdekade
mit Hunderten von Veranstaltungen und Events im Jahr 2017 das Thema Luther in der
breiteren Öffentlichkeit nur noch auf Desinteresse stoßen wird, im schlimmsten Fall
auf Ablehnung und Spott“.