Papst an Schönstatt: „Erneuerung beginnt im Herzen“
„Man sagt, der Papst
sei revolutionär, aber es heißt ja: ecclesia semper reformanda“, daran erinnerte Franziskus
an diesem Samstagmittag die Gruppe der Schönstatt-Bewegung, die zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum
der Gründung nach Rom gekommen sind. Die erste Revolution sei die Heiligkeit, so der
Papst an die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung. Deshalb beginne jede Erneuerung im
Herzen. Davon betroffen seien aber auch die römische Kurie und alle Teile der Kirche,
fügte Franziskus an.
Die katholische Bewegung ist die größte und internationalste
Geistliche Familie, die in Deutschland gegründet wurde. Die internationale Ausrichtung
war auch bei dem Treffen mit dem Papst feststellbar: die tausenden Mitglieder, die
extra nach Rom gekommen waren, schwenkten Fähnchen aus ihren Ländern. Gesprochen wurde
hauptsächlich Spanisch. Fünf Fragen wurden an den Papst gerichtet.
Förderung
der Familie
Die erste Frage an den Papst behandelte das Thema der jüngsten
Synode: Wie kann die Kirche jungen Menschen helfen, die Familie als „unwiderstehliches
Lebensmodell“ anzubieten? Die Antwort des Papstes:
„Das Sakrament der Ehe
ist ein Bollwerk, doch man kann unbewusst in Versuchung geraten, die Ehe auf ein Ritus
zu reduzieren. Da hört man oft sagen, wir haben kein Geld, um zu heiraten. So wird
die Ehe auf einen rein sozialen Aspekt reduziert.“
Franziskus lud alle
ein, konkret jungen Paaren zu helfen. Es sei wichtig, dass die Gesellschaft jegliche
Vereinfachung und Hilfe anbiete, damit geheiratet wird.
„Doch neben der
Vereinfachung ist es ganz wichtig, dass die Paare sich gut auf die Ehe vorbereiten.
Da reicht es nicht aus, dass ein Priester sie nur zweimal oder weniger trifft und
zwei Vorträge hält. Das geht nicht und wir als Kirche dürfen das nicht hinnehmen.
Die Ehevorbereitung braucht Zeit und Geduld. Viele wissen ja gar nicht, was Ehe bedeutet
und reduzieren das Ganze auf ein Lebensstatus oder Versprechen.“
Der Papst
erinnerte daran, dass die heutige Gesellschaft „eine Kultur des Provisorischen“ befürworte,
die das Eheverständnis und an sich die Existenz der Familien gefährden. Denn damit
werde verhindert, dass Lebensbündnisse geschlossen würden.
„Einmal kam eine
Mutter zu mir und fragte, was sie machen könne, damit ihr Sohn endlich heiratet. Er
war verlobt. Ich sagte ihr: sie soll aufhören, ihm die Hemde zu bügeln.“
Muttergottes
als Erzieherin
Die zweite Frage betraf Maria und ihre Rolle bei der
Weitergabe des Glaubens. Franziskus erinnerte daran, dass jeder Mensch eine Mutter
habe, doch die „eigentliche Mutter der Menschheit“ sei Maria. „Und wenn man das nicht
akzeptieren kann, dann kann man immer noch sagen, sie sei unsere Schwiegermutter“,
sagte der Papst mit ironischem Unterton. „Ich habe einmal ein Bild von der Muttergottes
von Schönstatt erhalten und trage es seitdem immer bei mir. Jeden Tag berühre ich
dieses Bild.“ Das Charisma der Schönstatt-Bewegung bestehe darin, „ein Bündnis mit
der Jungfrau zu schließen, um die Menschheit zu retten“, erinnerte der Papst. Vor
allem Diebe und Bösewichte seien mit der Muttergottes sehr verbunden, „weil sie wissen,
dass die Mutter immer zu ihnen steht“, so der Papst. Denn niemand könne von sich behaupten,
keine Mutter zu haben.
„In Argentinien sagen wir zu einer Person, die Böses
getan hat –und das ist ein starkes Wort – er hat vielleicht keine Mutter aber er hat
immerhin die Muttergottes.“
Jugend und Jesus
Bei der
dritten Frage ging Franziskus auf die Beziehung der Jugend mit Jesus ein.
„Unsere
Seelsorge soll von Mensch zu Mensch sein. Wir müssen sie begleiten und mit ihnen Zeit
verlieren. Erinnern wir uns daran, dass der große Meister des Zeitverlierens Jesus
ist.“
Gesellschaft und Glaube
Bei Frage Nummer vier
erläuterte der Papst, wie er den Glauben lebt und wie es die Gesellschaft von heute
am besten tun könnte.
„Ihr wollt wissen, welches das Geheimnis ist, dass
ich glaube. Die Antwortet lautet: ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass der Glaube
uns vorwärts bringt.“
Kirche und Kontinuität
Die fünfte
und letzte Frage beschäftigte sich mit der Erneuerung der Kirche. Diese wachse nicht
durch die Anwerbung von Gläubigen, sondern durch das Zeugnis ihrer Gläubigen, so Franziskus,
der dabei seinen Vorgänger Benedikt zitierte.
Das Treffen im Vatikan dauerte
über zwei Stunden. Gegründet wurde die Bewegung 1914 vom Pallottiner Josef Kentenich
(1885-1968). Die Gemeinschaft bemüht sich um intensive Frömmigkeit im Alltagsleben.
Eine große Rolle spielt die Marienverehrung. Die geistliche Gemeinschaft hat nach
eigenen Angaben in Deutschland rund 20.000 Mitglieder.