2014-10-21 16:05:54

Sri Lanka: Kirche heißt vorgezogene Wahlen nicht gut


Die auf Jänner vorgezogenen Präsidentschaftswahlen sehen die Bischöfe mit Blick auf den anstehenden Papstbesuch mit Unmut. Sri Lankas Bischöfe hatten laut Medienberichten mehrfach gefordert, die Wahlen nicht mit dem Papstbesuch zu verquicken. Eine offizielle Visite des Papstes wäre „unangemessen während einer Wahlkampagne“, zitierten Medien aus einer Erklärung der Bischofskonferenz. Die ursprünglich für November 2016 geplanten Präsidentschaftswahlen sollen laut offizieller Angaben vorgezogen werden. Das genaue Datum werde aber erst später bekanntgegeben, sagte Kabinettssprecher Keheliya Rambukwella laut der Online-Zeitung „Sri Lanka Mirror" vom Dienstag. Der vom 12. bis 15. Jänner geplante Besuch von Papst Franziskus finde unbeschadet dessen statt, erklärte Rambukwella.

Hintergrund des vorgezogenen Termins ist srilankischen Medien zufolge ein Popularitätsverlust der regierenden „United People's Freedom Alliance“. Die Partei des amtierenden Präsidenten Mahinda Rajapaksa büßte bei Regionalwahlen in der Provinz Uva mehr als 20 Prozentpunkte ein, während die oppositionelle „United National Party“ ihren Anteil mehr als verdoppelte. Von Sri Lanka aus reist der Papst auf die mehrheitlich katholischen Philippinen weiter, wo er sich bis zum 19. Jänner aufhalten will. Dort wird Franziskus insbesondere die 2013 vom Taifun „Hayan“ betroffenen Gebiete besuchen.

Erster Papst im Tamilengebiet

Franziskus ist der zweite Papst, der Sri Lanka besucht, aber er wird der erste sein, der seinen Fuß in das tamilisch besiedelte Nordterritorium setzen wird, das jahrzehntelang vom Bürgerkrieg schwer betroffen war. Papst Johannes Paul II. hatte im Zuge seiner Asienreise 1995 nur die singhalesisch bevölkerte Hauptstadt Colombo besucht. Im Tamilengebiet besucht Franziskus Madhu, das in Nord-Sri Lanka liegt. Im nachweislich bereits seit dem Jahr 1670 bestehenden und der Muttergottes geweihtem Heiligtum am Rande der Stadt will der Papst eine Messe mit christlichen Opfern des Bürgerkriegs (1983-2009) feiern, berichtet Kathpress. Offiziell wurden dazu allerdings vom Vatikan noch keine Details bekanntgegeben.

Rund 20 Prozent der Tamilen sind Katholiken, die meisten folgen dem Hinduismus. Während des Bürgerkriegs beherbergte der Wallfahrtskomplex von Madhu teils mehr als 10.000 Flüchtlinge. Im November 1999 kamen dort bei einem Beschuss 44 Menschen ums Leben. Der Konflikt zwischen Tamilen und ethnischen Singhalesen war Auslöser des Bürgerkriegs mit mehreren Zehntausend Toten. Eine Versöhnung zwischen Norden und Süden ist allerdings nicht in Sicht: Einerseits steht der Norden seit 2009 unter militärischer Besetzung, andererseits ist ein mangelnder Wille der Regierung sichtbar, die verübten Kriegsverbrechen aufzuarbeiten.

Heiligsprechung von Oratorianer-Missionar

Franziskus will während seines Pastoralbesuchs in Sri Lanka am 14. Jänner den indischen Oratorianer-Missionar Joseph Vaz (1651-1711) heiligsprechen. Vaz, in Indien als Sohn portugiesischer Auswanderer geboren, trat dem Oratorium des Hl. Philipp Neri bei und ging als Missionar auf die Insel Ceylon, das heutige Sri Lanka. Nachdem die calvinistischen holländischen Kolonialherren alle katholischen Missionare vertrieben hatten, organisierte er dort eine Untergrundmission. Auf diese Weise trug er maßgeblich zum Überleben der Kirche auf dem Inselstaat bei. Papst Johannes Paul II. hatte den Ordensmann bei seinem Besuch in Sri Lankas Hauptstadt Colombo 1995 seliggesprochen.


(kap 21.10.2014 pr)







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