Sri Lanka: Kirche heißt vorgezogene Wahlen nicht gut
Die auf Jänner vorgezogenen Präsidentschaftswahlen sehen die Bischöfe mit Blick auf
den anstehenden Papstbesuch mit Unmut. Sri Lankas Bischöfe hatten laut Medienberichten
mehrfach gefordert, die Wahlen nicht mit dem Papstbesuch zu verquicken. Eine offizielle
Visite des Papstes wäre „unangemessen während einer Wahlkampagne“, zitierten Medien
aus einer Erklärung der Bischofskonferenz. Die ursprünglich für November 2016 geplanten
Präsidentschaftswahlen sollen laut offizieller Angaben vorgezogen werden. Das genaue
Datum werde aber erst später bekanntgegeben, sagte Kabinettssprecher Keheliya Rambukwella
laut der Online-Zeitung „Sri Lanka Mirror" vom Dienstag. Der vom 12. bis 15. Jänner
geplante Besuch von Papst Franziskus finde unbeschadet dessen statt, erklärte Rambukwella.
Hintergrund des vorgezogenen Termins ist srilankischen Medien zufolge ein
Popularitätsverlust der regierenden „United People's Freedom Alliance“. Die Partei
des amtierenden Präsidenten Mahinda Rajapaksa büßte bei Regionalwahlen in der Provinz
Uva mehr als 20 Prozentpunkte ein, während die oppositionelle „United National Party“
ihren Anteil mehr als verdoppelte. Von Sri Lanka aus reist der Papst auf die mehrheitlich
katholischen Philippinen weiter, wo er sich bis zum 19. Jänner aufhalten will. Dort
wird Franziskus insbesondere die 2013 vom Taifun „Hayan“ betroffenen Gebiete besuchen.
Erster Papst im Tamilengebiet
Franziskus ist der zweite
Papst, der Sri Lanka besucht, aber er wird der erste sein, der seinen Fuß in das tamilisch
besiedelte Nordterritorium setzen wird, das jahrzehntelang vom Bürgerkrieg schwer
betroffen war. Papst Johannes Paul II. hatte im Zuge seiner Asienreise 1995 nur die
singhalesisch bevölkerte Hauptstadt Colombo besucht. Im Tamilengebiet besucht Franziskus
Madhu, das in Nord-Sri Lanka liegt. Im nachweislich bereits seit dem Jahr 1670 bestehenden
und der Muttergottes geweihtem Heiligtum am Rande der Stadt will der Papst eine Messe
mit christlichen Opfern des Bürgerkriegs (1983-2009) feiern, berichtet Kathpress.
Offiziell wurden dazu allerdings vom Vatikan noch keine Details bekanntgegeben.
Rund
20 Prozent der Tamilen sind Katholiken, die meisten folgen dem Hinduismus. Während
des Bürgerkriegs beherbergte der Wallfahrtskomplex von Madhu teils mehr als 10.000
Flüchtlinge. Im November 1999 kamen dort bei einem Beschuss 44 Menschen ums Leben.
Der Konflikt zwischen Tamilen und ethnischen Singhalesen war Auslöser des Bürgerkriegs
mit mehreren Zehntausend Toten. Eine Versöhnung zwischen Norden und Süden ist allerdings
nicht in Sicht: Einerseits steht der Norden seit 2009 unter militärischer Besetzung,
andererseits ist ein mangelnder Wille der Regierung sichtbar, die verübten Kriegsverbrechen
aufzuarbeiten.
Heiligsprechung von Oratorianer-Missionar
Franziskus
will während seines Pastoralbesuchs in Sri Lanka am 14. Jänner den indischen Oratorianer-Missionar
Joseph Vaz (1651-1711) heiligsprechen. Vaz, in Indien als Sohn portugiesischer Auswanderer
geboren, trat dem Oratorium des Hl. Philipp Neri bei und ging als Missionar auf die
Insel Ceylon, das heutige Sri Lanka. Nachdem die calvinistischen holländischen Kolonialherren
alle katholischen Missionare vertrieben hatten, organisierte er dort eine Untergrundmission.
Auf diese Weise trug er maßgeblich zum Überleben der Kirche auf dem Inselstaat bei.
Papst Johannes Paul II. hatte den Ordensmann bei seinem Besuch in Sri Lankas Hauptstadt
Colombo 1995 seliggesprochen.