Der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Coutts, beobachtet
einen Trend zu Islamisierung seines Landes. Der Druck, den einige wenige Extremisten
auf die Regierung ausübten, sei eine Gefahr für die Demokratie und damit auch für
die Christen des Landes, erklärte Coutts am Dienstag in München. Bereits jetzt lebten
die Christen in Pakistan in „einem Zustand der ständigen Anspannung, wenn nicht sogar
Angst“ vor Angriffen. Eine Atmosphäre der Intoleranz habe zur Folge, dass die religiösen
Minderheiten nicht so sehr von der Regierung als von „wütenden Mobs“ verfolgt würden.
Dazu trage auch das sogenannte Blasphemie-Gesetz bei, das von vielen dazu missbraucht
werde, Christen anzugreifen. Asia Bibi, eine pakistanische Christin, die angeblich
den Propheten Mohammed beleidigt haben soll und nach diesem Gesetz zum Tode verurteilt
wurde, sei dafür ein Beispiel.
„Unsere Präsenz ist viel größer als unsere
Anzahl“ Der Erzbischof von Karachi, der größten Stadt Pakistans, betonte
aber auch, dass es viele moderate Muslime gebe. Mit diesen führe die Kirche einen
sehr guten Dialog. Die Christen seien keine stille Minderheit, sondern auch in der
Regierung vertreten. „Unsere Präsenz ist viel größer als unsere Anzahl“, betonte Coutts.
Auch wenn die Gläubigen Diskriminierung erlebten, akzeptiere die pakistanische Regierung
die Arbeit der Kirche in Bildung, medizinischer Versorgung und Katastrophenhilfe.
Pakistan habe viele positive Seiten, das zeige auch die Verleihung des Friedensnobelpreises
an die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus dem Nordwesten des Landes. Coutts
äußerte sich bei einem Besuch im Münchner missio-Haus.