Evangelische Kirche: Nicht in den „frommen Winkel“ zurückziehen
Vor einem Rückzug „in den frommen Winkel“ hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche Deutschlands (EKD), Nikolaus Schneider, die Kirche gewarnt. Wie er im Interview
mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ sagte, ist die evangelische Kirche zwar keine
Partei: „Wir sehen es allerdings schon als kirchliche Aufgabe an, an den großen Debatten
der Republik teilzunehmen.“ Das gelte etwa für das Thema Sterbehilfe. Die EKD lehne
einen ärztlich assistierten Suizid klar ab, stellte Schneider klar: „Ärzte sollten
lebensorientiert arbeiten.“ Synode und der Rat der EKD würden sich aber weiter mit
dem Thema befassen „und sich sicher noch einmal äußern“. Die Bedürfnisse und Wünsche
der Sterbenden müssten in diesem Prozess berücksichtigt werden. „Aber: Den Satz ‚Mein
Tod gehört mir’, halte ich in dieser Absolutheit für falsch“, so Schneider.
Das
Leben ist ein Geschenk Gottes Schneider hatte kürzlich mit einer Äußerung
Aufsehen erregt, wonach er aus Liebe zu seiner an Krebs erkrankten Frau Anne diese
notfalls zur Selbsttötung in die Schweiz begleiten werde, auch wenn er selbst anderer
Meinung sei. Allerdings seien sich beide darin einig, dass das Leben ein Geschenk
Gottes sei. In Deutschland ist aktive Sterbehilfe verboten, eine Beihilfe – auch ärztlich
assistierter Suizid genannt – nicht strafbar. Das könnte sich bald ändern. Der Bundestag
wird sich bis in das kommende Jahr hinein mit einem Sterbehilfegesetz befassen. Die
Union möchte, dass die Abgeordneten im Herbst 2015 ohne Fraktionszwang darüber abstimmen.
Führende CDU-Politiker wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Fraktionschef
Volker Kauder sind gegen Ausnahmen von einem Sterbehilfe-Verbot. Auch die Kirchen
lehnen aktive Sterbehilfe ab. Nach Auffassung der Bundesärztekammer verstößt Sterbehilfe
gegen das ärztliche Ethos.