2014-10-19 10:43:14

Abschlusstext der Bischofssynode: Sehen, urteilen, handeln


RealAudioMP3 „Ein ehrlicher Blick auf die Meinungen innerhalb der weltweiten Kirche“: So charakterisierte ein Beobachter der Bischofssynode nach der Pressekonferenz das Abschlussdokument und den Weg dahin. Die Synodenteilnehmer hatten zuvor am Samstagnachmittag den Text des abschließenden Dokumentes Abschnitt für Abschnitt abgestimmt.

Was steht in dem Dokument?

In 62 Abschnitten wird das Thema der Familie ausgiebig behandelt. Vor einem Jahr hatte es einen Fragebogen gegeben, in dem die Weltkirche sich zum Thema äußern sollte, die Ergebnisse waren in das Vorbereitungsdokument eingeflossen. Nach einer Woche Debatte in der Vollversammlung waren die Ergebnisse in einem Zwischenbericht zusammen gefasst worden, der wiederum wurde Grundlage für die Beratungen der zweiten Woche, welche in Arbeitsgruppen stattfanden. Auf Grund der Eingaben und Änderungsvorschläge wurde von einer Redaktionsgruppe das Abschlussdokument erstellt, das nun die Grundlage für die Beratungen und Prozesse des kommenden Jahres sein soll, so hat es der Papst entschieden.
Der Text hat drei Teile, die einen Dreischritt bilden: Das Hören, der Blick auf Christus und die Auseinandersetzung in der Praxis. Besonders die ersten beiden Teile sind im Vergleich mit dem Zwischenbericht ausgiebig ergänzt worden, viele Absätze sind völlig umgeschrieben worden. Nach ihrer Reaktion nach der Verlesung des Textes befragt äußerten sich viele Kardinäle zufrieden mit den Änderungen, der Text sei „sehr viel besser“ geworden, äußerten sich etwas gegenüber Radio Vatikan die Kardinäle Müller, Kasper, Nichols und Napier.

Sehen, urteilen, handeln

Der erste Teil widmet sich der Realität, in der Familien heute leben. Dem Wunsch der Synodenteilnehmer gemäß wurde aber der Schwerpunkt anders gesetzt: Nicht die Schwierigkeiten und Probleme sollten den Ausgangspunkt bilden, sondern das Gute, was Familie ist und sein kann. In diesem Teil gab es nur wenige Gegenstimmen.
Der zweite Teil widmet sich der theologischen und geistlichen Einordnung. Die deutlichste Änderung hier liegt im Wegfall des Konzeptes der Gradualität, der zu Beginn der Synode viel diskutiert wurde. Aus den Debatten wurde deutlich, dass dieses Konzept noch viel mehr Nachdenken braucht, um festzustellen, ob es theologisch auch Tragfähig ist. Deswegen fällt es aus dem abschließenden Dokument fast vollständig heraus.
Der Text bestätigt noch einmal die Grundaussagen zur Ehe, etwa die Offenheit für das Leben und die Unauflöslichkeit. Insgesamt ist der Text auch biblischer geworden, die Bezüge auf die Schrift bilden das Rückgrat für die Lehre der Kirche von Ehe und Familie.

Mutige pastorale Entscheidungen

Im dritten Teil geht es dann um die Pastoral, dies ist der längste Teil des Dokumentes, es geht darum, wie in den konkreten Umständen die frohe Botschaft von der Familie verkündet werden kann. Neu dazugekommen ist auf Anregung der Synodenteilnehmer ein Absatz über die Vorbereitung der Eheleute und die Begleitung der Familien, Ehe sei kein Ereignis, sondern ein lebenslanger Prozess, hatte es immer wieder geheißen. Das spiegelt sich in dem Dokument wieder. In diesem Teil geht es auch um die „verwundeten Familien“, Familien in Schwierigkeiten, zerbrochene Familien, und es geht um nicht sakramental geschlossene Ehen. Eine überwältigende Mehrheit bekam der Absatz, in dem von der „Notwendigkeit mutiger pastoraler Entscheidungen“ und „neuen pastoralen Wegen“ die Rede ist (45). Eine absolute aber nicht die notwendige Mehrheit von zwei Dritteln hingegen bekamen zwei Absätze, die sich mit wiederverheirateten Geschiedenen (52 und 53) befassen. Auch der Absatz, in dem die katholische Lehre von Ehe im Zusammenhang mit Homosexualität anhand des Katechismus erläutert wurde, bekam keine Mehrheit (55).

Wie geht es weiter?

Das Dokument ist ein Arbeitsdokument, das machte Papst Franziskus zum Abschluss der Versammlung der Bischofssynode noch einmal deutlich. Als nächstes sind die Bischofskonferenzen am Zug, danach geht es auf die kommende Versammlung der Bischöfe im Oktober des kommenden Jahres zu. Auch hier wird die frohe Botschaft von der Familie wieder das Thema sein.

Anmerkung:

Noch gibt es keine offizielle Übersetzung des Dokumentes. Wir werden sie nachreichen, sobald sie erstellt ist.

(rv 19.10.2014 ord)







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