Eine weitere Gewaltwelle
in Bagdad sorgt für Beunruhigung und Panik. Rund 60 Menschen sind in den letzten beiden
Tagen bei mehreren Autobombenanschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet
worden, viele verletzt. Die größte Opferzahl verursachte eine Autobombe, die nach
Einbruch der Dunkelheit nahe einem Café in dem östlichen Stadtteil Baladijat explodierte.
Dabei kamen nach Polizeiangaben 14 Menschen ums Leben. Aus Angst vor einem weiteren
Vormarsch des IS verhängte die irakische Regierung für den Freitag in Ramadi, der
Regionalhauptstadt der Provinz Anbar, eine Ausgangssperre. Wer für die Taten verantwortlich
ist, war zunächst nicht klar. Zu früheren Anschlägen bekannten sich jedoch wiederholt
sunnitische Extremistengruppen, die die von Schiiten geführte Regierung bekämpfen.
Die Angst im Irak hält jedoch an, das weiß auch der Bagdader Weihbischof Shlemon Warduni:
„Die Milizen haben den Terror genährt. Es gibt keine Ruhe mehr. Die Menschen
können nicht mehr ruhig sein, denn sie denken, dass die Terroristen jeden Moment kommen
können. Auch wenn viele sagen, dass sie noch weit entfernt sind, es passiert doch
immer wieder etwas Unerwartetes. So war es in Syrien, in den Ninive-Ebene und in Mossul.
Auf einer Seite fürchten sich die Menschen, auf der anderen müssen sie auch überleben.
Das kommt und geht, sie arbeiten weiterhin wenn sie können, denn viele haben keinen
Job.“
Der UNO-Sicherheitsrat hat sich indes für ein härteres Vorgehen gegen
die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak ausgesprochen. Die internationale Gemeinschaft
müsse die Unterstützung für die Regierung und die Streitkräfte des Irak verstärken
und ausweiten, hieß es gestern in einer Erklärung Eine von den USA angeführte Koalition
fliegt seit Wochen Angriffe auf IS-Kämpfer, die große Gebiete des Irak und Syriens
unter ihre Kontrolle gebracht haben.
Weihbischof Warduni hofft sehr, dass die
USA Recht behalten, wenn sie betonen, Bagdad sei sicher und es gebe keine Hinweise
darauf, dass IS sich für Einsätze mit Kampfflugzeugen rüstet. Mit Sicherheit könne
man dies jedoch nicht wissen, betont er:
„Wir hoffen sehr, dass Bagdad sicher
ist. Aber auf der anderen Seite müssen wir an die sechs Millionen Menschen in Bagdad
denken und die Mehrheit von Ihnen ist gegen IS. Daher hoffe ich, dass es keine Drohungen
gegen die Hauptstadt gibt. Aber man weiß eben nicht was passiert. Die Welt muss die
Angelegenheit sehr ernst nehmen und mit einem konkreten Plan reagieren.“
Die
neue Gewaltwelle in Bagdad findet Warduni erschreckend. Er hofft auf schnelle und
wirksame Reaktionen.
„Es ist nicht leicht. Ich habe das immer gesagt. Man
spürt sofort, dass die Terroristen dort sind, sie sind angekommen, sie sind stark.
Die Regierung macht nichts, das irakische Heer ist schwach und das sieht man, während
IS-Truppen heimlich Angriffe machen und voranschreiten. Hoffen wir, dass die internationalen
Kräfte es schaffen, sie aufzuhalten. Unsere Hoffnung ist beim Herrn.“