Die große Mehrheit der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode über Ehe und Familie
ist nach Einschätzung des argentinischen Erzbischofs Victor Manuel Fernandez aufgeschlossen
für Veränderungen im kirchlichen Umgang etwa mit wiederverheirateten Geschiedenen
oder Homosexuellen. Die Teilnehmer seien der „allgemeinen Überzeugung, dass die Kirche
Wege finden muss, damit sich alle aufgenommen fühlen trotz ihrer Probleme“, sagte
Fernandez am Donnerstag im Interview der italienischen Tageszeitung „Corriere della
Sera“. Es seien vermutlich nur „wenige, vielleicht fünf oder sechs“, die der Ansicht
seien, dass sich „die Dinge nie ändern“, so Fernandez weiter. Zugleich hob er hervor,
dass niemand sagen könne, die Synode wolle die Unauflöslichkeit der Ehe infrage stellen.
Fernandez ist ein enger theologischer Berater von Papst Franziskus.
Dreiviertel
der Teilnehmer mit Zwischenbericht unzufrieden?
Ein anderer Berater
des Papstes, Kardinal George Pell, äußerte unterdessen Kritik am Zwischenbericht
der Synode, der die bisherigen Beratungen zusammenfasst. Im Gespräch mit der britischen
katholischen Zeitschrift „The Tablet“ bezeichnete er das Papier am Mittwoch als „tendenziös
und unvollständig“. Laut Pell bekundeten Dreiviertel der Synodenteilnehmer, die sich
nach der Vorstellung des Zwischenberichts zu Wort meldeten, Probleme mit dem Text
zu haben. Das Dokument müsse verbessert und korrigiert werden, forderte Pell, der
dem Kardinalsrat zur Kurienreform angehört und das vatikanische Wirtschaftssekretariat
leitet.
Die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen sei nur die „Spitze
des Eisbergs“, so Pell weiter. „In dem Bemühen barmherzig zu sein, wollen einige die
katholische Lehre über Ehe, Scheidung, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften
und Homosexualität in eine radikal liberalisierende Richtung ändern“, sagte der australische
Kardinal. Zu welchem Ergebnis das führe, zeige ein Blick auf die anderen christlichen
Konfessionen.