Synode: Kritik und Anregungen aus den Sprachgruppen
Zehn Sprachzirkel
haben bei der Bischofssynode zu Ehe und Familie in den vergangenen Tagen die Themen
vertieft. Dabei nahmen sie auf den Zwischenbericht Bezug und erarbeiteten Vorschläge
für das Schlussdokument. Am Donnerstagvormittag wurden die Berichte aus den zehn Sprachzirkeln
– je drei in Englisch und Italienisch, je zwei in Französisch und Spanisch – bei der
Generalversammlung in der Aula präsentiert; Papst Franziskus war anwesend.
In
der Aula äußerten Synodenväter nach der Präsentation ihre Befremdung darüber, dass
der Zwischenbericht des Relators Kardinal Peter Erdö veröffentlicht worden war. Vatikansprecher
Federico Lombardi verwies darauf, dass dies in der Synodenordnung vorgesehen sei;
die Zwischenberichte bisheriger Synoden waren allerdings auf Latein abgefasst und
erreichten die Öffentlichkeit nicht in demselben Maß. Viele Bischöfe unterstrichen
in ihren Wortmeldungen Lombardi zufolge, sie wünschten sich im Schlussbericht der
Synode eine starke Botschaft der Ermutigung und der Unterstützung der Kirche an treue
Eheleute und einen Verweis auf die katholische Lehre zu Ehe und Familie. Im Zwischenbericht
habe dieser gefehlt, der Text habe sich allzu sehr auf die Herausforderung der unvollkommenen
Familiensituationen konzentriert.
Lombardi zufolge sind aus den Sprachzirkeln
etliche Hundert Vorschläge zur Einarbeitung ins Schlussdokument eingetroffen. Zum
Thema der wiederverheirateten Geschiedenen gab es Lombardi zufolge in den Sprachzirkeln
zwei Überlegungen. Zum einen wünschten Synodenteilnehmer, dass die Lehre in diesem
Punkt nicht verändert werde. Andere wiederum schlugen vor, den Betroffenen in einer
Optik der Barmherzigkeit und des Erbarmens die Möglichkeit zur Kommunion zu öffnen,
freilich nur zu bestimmten Bedingungen. Vorgeschlagen wurde auch, eine eigene interdisziplinäre
Kommission zur Bearbeitung dieser Frage zu gründen. Gewünscht wurden auch schnellere
Verfahren zur Feststellung der Ehenichtigkeit.
Homosexuelle Menschen müssen
von der Kirche seelsorgerlich begleitet und in ihrer Würde geschützt werden, hielten
die Synodenteilnehmer in den Sprachgruppen fest; gleichzeitig dürfe eine solche Zuwendung
nicht wie eine Billigung homosexueller Praktiken durch die Kirche aussehen. Die Gleichstellung
homosexueller Verindungen mit der Ehe zwischen Mann und Frau sei der Kirche nicht
möglich. Zum Thema Polgyamie in Fällen von Männern, die zum Katholizismus konvertieren
möchten, wurde eine globale vertiefende Untersuchung angeregt.
Mit Blick auf
„schwierige Familiensituationen“ hätten Synodenväter „mehr Klarheit“ gewünscht, um
Verwirrung und sprachliche Beschönigungen zu vermeiden. So etwa dürfe aus dem Begriff
„Gradualität“ keine „Gradualität des Gesetzes“ werden. Gradualität meint, dass die
Verwirklichung der Gebote Gottes in der seelsorgerlichen Praxis der Kirche oft in
Stufen vonstattengeht; das Konzept tritt derzeit in der Debatte um das voreheliche
Zusammenleben auf, das mehr als ein positives Unterwegs-Sein hin zur sakramentalen
Ehe verstanden wird anstatt als mangelhafte Unform der Ehe. Einige Synodenväter gaben
zu bedenken, dass die Kirche mit einer falsch verstandenen Gradualität irreguläre
Familiensituationen gewissermaßen legitimieren könnte.