2014-10-16 11:15:16

Neues von der Sixtinischen Kapelle


RealAudioMP3 Was gab das doch für einen Aufschrei, als die Sixtinische Kapelle 1994 restauriert wurde! Michelangelos Deckenfresken kamen Journalisten und Experten in aller Welt verstörend hell vor, bis heute trauern viele dem feierlichen Halbdämmer aus der Zeit vor der Restaurierung nach.

„Wie könnte man die wütende Polemik vergessen, die dieses große Unternehmen begleitete? Heute aber bringt keiner mehr Zweifel vor, und alle erkennen an, dass das ein in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht beispielgebender Eingriff war!“

Das sagte der Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, an diesem Donnerstag vor der Presse im Vatikan. Um dann hinzuzusetzen:

„Vielleicht war das die wichtigste und gelungenste Restaurierung des ganzen 20. Jahrhunderts! Aber so läuft das eben – erst gibt es Protest, Ärger, Widerspruch, und dann bringt die Zeit, die ein Gentleman ist, die Wahrheit ans Licht.“

Warum der ‚Professore’ an den alten Streit von damals rührt? Weil er Ähnliches durchführt wie seine Vorgänger vor zwanzig Jahren. Keine Restaurierung der Fresken, aber eine völlig neue Illuminierung und ein neues, ausgeklügeltes Belüftungssystem.

„Dieser Oktober 2014 ist ein Datum, an das man sich erinnern sollte! Die Sixtinische Kapelle hat neuen Atem und neues Licht. So lautet auch der Titel eines internationalen Kongresses am Monatsende, der die Arbeiten an der ‚cappella magna’ der katholischen Kirche im Detail vorstellen wird. Dabei wird auch der derzeitige Erhaltungszustand der Fresken des Michelangelo genau untersucht werden. 2014 jährt sich der Tod Michelangelos zum 450. Male; wir hätten dazu eine Ausstellung oder eine Serie von Konferenzen organisieren können, aber wir wollten lieber etwas Dauerhaftes schaffen, und das ist die Sicherung seiner Meisterwerke vor Temperaturschwankungen und seine neue, korrekte Beleuchtung.“

„Kein Spot auf Michelangelo“

Eine amerikanische und eine deutsche Firma kamen dabei zum Zug: Für’s Klima „Carrier“, für die Lampen „Osram“. Beide haben den Auftrag als Ehrensache begriffen und kostenlos gearbeitet, wie Paolucci lobt.

„Wir haben drei Jahre mühsamer Kleinarbeit gebraucht, um ans Ziel zu kommen. Ich hoffe, dass alle verstehen werden, wie nötig die Arbeiten waren: Die Sixtinische Kapelle wird jedes Jahr von fast sechs Millionen Menschen besucht, manchmal kommen mehr als 20.000 an einem einzigen Tag! Darum brauchten wir einen radikalen Eingriff, der für Luftaustausch sorgt und dafür, dass kein Staub auffliegt, dass Temperatur und Feuchtigkeit stabil bleiben.“

Die Apparatur, die 1994 eingebaut worden war, ist nach Paoluccis Angaben nur für ein Viertel des heutigen Besucherstroms angelegt gewesen.

„Ähnlich verhält es sich mit der Ausleuchtung. Wir brauchten eine leichte und dennoch totale Ausleuchtung, die die komplexe ikonographische, stilistische, historische Wirklichkeit der Sixtina respektiert. Kein Spot auf Michelangelo, sondern etwas, das einem die Zeit zum ruhigen, objektiven Betrachten aller Details gibt.“

2.500 Quadratmeter Fläche hat Michelangelo in der Renaissancekapelle des Apostolischen Palastes mit Fresken bedeckt; doch auch andere große Künstler hinterließen hier Fresken. Die Sixtina sei die „Kapelle der Welt“, ruft Paolucci. Er sei „stolz darauf, dass wir Michelangelo auf die, wie uns scheint, bestmögliche Weise geehrt haben“.

(rv 16.10.2014 sk)








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