2014-10-13 17:40:59

Nigeria: Neuer Protest für entführte Schülerinnen


RealAudioMP3 Seit sechs Monaten fehlt von ihnen jede Spur – das Schicksal der mehr als 200 nigerianischen Schulmädchen ist auch ein halbes Jahr nach ihrer Entführung durch die Terrorsekte Boko Haram immer noch ungewiss. Anhänger der Initiative „Bring Back Our Girls“ protestierten deshalb an diesem Dienstag erneut in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Sie wollen ein Treffen mit Staatspräsident Goodluck Jonathan erwirken, der in den vergangenen Monaten immer wieder dafür kritisiert worden war, nicht genug für die Freilassung der entführten Schülerinnen zu tun. Jonathan hatte in den vergangenen Monaten mehrfach angekündigt, die Mädchen würden bald befreit. Dennoch befinden sich weiterhin 219 der damals entführten fast 300 Schülerinnern in der Gewalt der Terrorgruppe Boko Haram. Deren Milizen hatten in der Nacht zum 15. April ein Internat im Dorf Chibok in Nordnigeria gestürmt und die Mädchen verschleppt. Boko Haram - übersetzt etwa „Westliche Bildung ist Sünde“ - verlangte in Videobotschaften, inhaftierte Kämpfer im Austausch gegen die Mädchen freizulassen.

Boko Haram will ein länderübergreifendes Kalifat aufbauen

Hinter den immer häufigeren Übergriffen Boko Harams steht der Plan, ein länderübergreifendes Kalifat in der Region aufzubauen. Das berichtet im Interview mit Radio Vatikan der Laienmissionar Fabio Mussi, der im Norden Kameruns für die päpstlichen Missionswerek (PIME) die Caritasarbeit in der Diözese Yagoua koordiniert.

„Vor ungefähr eineinhalb Jahren hat Boko Haram begonnen, auch über die Grenzen Nigerias bis nach Kamerun zu gehen. Sie wollen um jeden Preis ein islamisches Kalifat aufbauen, das bis nach Äthiopien und Somalia reicht, wo die Islamisten Unterstützung der al-Shabab-Rebellen finden. Dieses Projekt hat also zur Invasion in einigen Gebieten geführt, vor allem im Norden Kameruns in der Nähe des Tschadsees, wo wir an der Grenze zu Nigeria arbeiten.“

Die Terrorsekte lasse nur Menschen in Ruhe, die sich Boko Harams fundamentalistischen Ideologie bedingungslos fügten, so Mussi. Alle anderen würden getötet oder vertrieben. Die Gewalt der Terroristen hat zu einer Massenflucht aus Nigeria geführt. Doch auch innerhalb von Kamerun flöhen die Menschen inzwischen vor Boko Haram, so der Missionar:

„Der Brennpunkt ist aktuell die Gegend der Stadt Fotocol an der Grenze zu Nigeria. Die Menschen, die in Kamerun ankommen, haben in den letzten Wochen alle Schulen bezogen, die frei waren, weil das Schuljahr noch nicht begonnen hatte. Teilweise kamen sie auch bei Familien oder Verwandten unter.“

Insgesamt seien in der Region 40.000 Menschen angekommen, die auf der Flucht vor Boko Haram seien; viele von ihnen seien traumatisiert, so der Italiener. Sie berichteten über Massaker und öffentliche Hinrichtungen, vor allem von Christen. Die Stiftung der Päpstlichen Missionswerke habe ein Hilfsprojekt für 12.000 der Flüchtlinge starten können, so Mussi weiter: Die Helfer gäben wöchentliche Essenrationen und Frischwasser aus und kümmerten sich um die Gesundheitsversorgung der Menschen.


(rv/kna 13.10.2014 pr)








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