Der in Syrien verschleppte
Ordenspriester Hanna Jallouf ist wieder frei, ist aber unter „Hausarrest“ im Kloster
von Knayeh. Das habe das „Islamische Gericht“ beschlossen, wie der Kustos im Heiligen
Land, P. Pierbattista Pizzaballa, sagte. Der Franziskaner Jallouf sei am Donnerstagmorgen
von den Entführern entlassen worden, teilte die für die christlichen Stätten im Heiligen
Land zuständige Franziskanerkustodie in Jerusalem mit. Einzelheiten zu den Umständen
und dem Schicksal der gemeinsam mit Jallouf entführten anderen Christen wurde zunächst
nicht bekannt. Jallouf, Mitarbeiter der Franziskanerkustodie, war am Sonntag mit mehreren
anderen Männern im nordwestsyrischen Dorf Knayeh (Qunaya) unweit der türkischen Grenze
gekidnappt worden. Als Täter gelten Milizen, die der islamistischen Al-Nusra-Front
nahestehen. Welche Rolle das „Islamische Gericht“ habe und wer dies genau sei, ist
bisher unbekannt.
Während die Weltöffentlichkeit vor allem auf das Schicksal
der syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane schaut, bangen Christen in Syrien um ihre
Sicherheit. Viele befürchten, die radikale Nusra-Front könnte weitere Christen entführen,
um sie dann an die Terroristen des „IS“ zu übergeben. Der Apostolische Vikar von Aleppo,
Georges Abou Khazen, sagt im Interview mit Radio Vatikan, dass die Entführung von
Pater Jallouf vom Sonntag einiges mit der Lage im umkämpften Kobane zu tun habe. Der
Entführte habe in einem christlichen Dorf an der Grenze zur Türkei gelebt, und die
IS-Miliz versuche seit Tagen, in diese Grenzregion einzudringen.
„Pater
Hanna wirkte seit drei Jahren in jener Region und half allen, egal welche Religionsgemeinschaft
oder politische Zugehörigkeit die Hilfsbedürftigen hatten. Was uns derzeit am meisten
beunruhigt, ist die Tatsache, dass es keine konkreten Informationen über die Entführung
von Pater Hanna gibt. Wir wissen nicht, was die Entführer wollten.“
Der
Apostolische Vikar wusste zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht, dass Pater Hanna
wieder frei ist. Zur Rolle der Kirche bei Entführung von Christen sagte er.
„Wir
als Kirche haben vielleicht keine Einflussmöglichkeiten auf diese Männer, die Gewalt
ausüben. Aber wir bleiben hier, denn wir wollen ein Licht im Dunkeln sein. Dieser
Krieg ist wirklich absurd! Wir sind Christen und wollen es bleiben, und zwar genau
hier, in diesem Land. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen, dass Versöhnung möglich
ist.“
Bischof Abou Khazen hatte vor wenigen Tagen auch den Papst im Vatikan
getroffen - bei der Versammlung der Nuntien aus dem Nahen Osten, die mit den Vatikanbehörden
über die Kriege und Krisen berieten. Ihm habe Franziskus versichert, dass „Syrien
im Herzen des Papstes“ sei und er für das Land bete.