Ehe-Unauflöslichkeit nicht im Widerspruch zu Pastoral der Barmherzigkeit
Der belgische Kardinal Godfried Danneels hat sich für eine intensivere pastorale Begleitung
wiederverheirateter Geschiedener ausgesprochen. In seinem Redebeitrag schlug der emeritierte
Erzbischof von Mecheln-Brüssel vor den Synodenvätern einen Weg der „Barmherzigkeit“
für Gläubige vor, die in einer zweiten, „für die Kirche nicht gültigen“ und „nicht-sakramentalen“
Ehe leben: Man könnte für solche Paare etwa „etwas einrichten, das dem Katechumenat
und dem ,Ordo poenitentium‘ vergleichbar ist“, ohne zwangsläufig die Praxis der Kirche
zu ändern, gibt die Agentur apic den belgischen Prälaten wieder. Danneels hatte sein
Redestatement, anders als es die Praxis der laufenden Generalversammlung der Bischofssynode
vorsieht, veröffentlicht.
Es müsse um eine intensive pastorale Begleitung
wiederverheirateter Geschiedener gehen, die nicht auf die Frage der verweigerten Kommunion
verengt sein dürfe, so Danneels. Man müsse solchen Paaren „die Wahrheit sagen“, betonte
der Kardinal. Oftmals verlangten diese Gläubigen gar nicht, dass sich die kirchliche
Praxis in dieser Frage ändere, fügte er an.
Bei den Redebeiträgen zum Thema
wiederverheiratete Geschiedene wurden laut Vatikanangaben am Donnerstag die Unauflöslichkeit
der Ehe betont und zugleich mehrfach ein barmherziger Umgang mit solchen Paaren verlangt.
Viele Redner, die an der jetzigen Praxis festhalten wollten, seien gegen eine moralische
Verurteilung wiederverheiratet Geschiedener durch die Kirche, referierte Vatikansprecher
Federico Lombardi. Nach kirchlicher Lehre dürfen wiederverheiratet Geschiedene nicht
an der Eucharistie teilnehmen.
Coccopalmerio: In Einzelfällen
Ausnahmen beim Eucharistieverbot
Der Präsident des Päpstlichen Rates
für die Gesetzestexte, Kardinal Francesco Coccopalmerio, zeigte sich skeptisch gegenüber
der Praxis orthodoxer Kirchen, zivil geschlossene Zweitehen anzuerkennen und zu segnen.
Dies sei mit dem katholischen Kirchenrecht nicht vereinbar. „Nur die erste Ehe ist
wirklich wahr“, so Coccopalmerio. Zwar gilt auch in den orthodoxen Kirchen nur die
erste Ehe als gültiges Sakrament, für Zweitehen kann es jedoch eine Segensfeier geben.
Der hochrangige Kirchenrechtler schloss aber nicht aus, dass in Einzelfällen Ausnahmen
beim Eucharistieverbot für wiederverheiratete Geschiedene erwogen werden könnten.
So verstehe er auch die Lehre von Papst Franziskus, sagte Coccopalmerio. Welche bestimmten
Kriterien hierbei eine Rolle spielen könnten, sagte der Kurienkardinal nicht.
Einigkeit
bestehe unter den Synodenteilnehmern in der Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen.
„Eine Hochzeit ist für die ganze menschliche Kultur nur zwischen Mann und Frau denkbar“,
betonte Coccopalmerio. Er sprach sich auch gegen eine Segnung homosexueller Paare
aus. Allerdings befürworteten viele Redner Lombardi zufolge eine „Pastoral des Zuhörens“
sowohl für wiederverheiratete Geschiedene wie für Homosexuelle. Auch ihnen wolle die
Kirche mit Respekt und Achtung vor ihrer Menschenwürde begegnen.