Keine Bombe wird es
jemals schaffen, die Dschihadisten-Ideologie zu beseitigen. Dies sollte aber das Hauptziel
der internationalen Gemeinschaft sein, um Frieden und eine Zukunftsperspektive im
Irak schaffen zu können. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Päpstliche Nuntius
in Bagdad, Erzbischof Giorgio Lingua. Die Christen im Irak hätten verständlicherweise
Angst vor der Gewalt der Dschihadisten des „Islamischen Staats“.
„Die Christen
im Irak sind orientierungslos, sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Sie sind
frustriert, weil sie sich alleingelassen fühlen. Das gilt zumindest für die 120.000
Christen, die derzeit auf der Flucht sind. In Bagdad selber herrscht das übliche Chaos.
Was ich sehe, ist ein Verschwinden der Christen im ganzen Nahen Osten, und deshalb
plädiere ich dafür, anstelle von Bomben mit Bildung zu antworten. Ich glaube, eine
Schlüsselrolle haben die muslimischen Führer, die die Schulen und islamischen Bildungsstätten
kontrollieren.“
Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller sagte am
Wochenende im Interview mit der „Welt“, dass die Flüchtlinge im Irak mindestens eine
Milliarde Euro Hilfe benötigen. Neben den materiellen Hilfen brauche es aber auch
ein Projekt zur inneren Versöhnung, so der Vatikanvertreter im Irak.
„Ich
will vor allem betonen, dass in diesem Augenblick die Christen sich nur eines wünschen:
eine internationale Friedenstruppe. Diese müsste nicht nur die Dschihadisten bekämpfen,
sondern auch bei den Christen bleiben und sie beschützen. Wenn wir sehen, wie problemlos
die Dschihadisten vorgehen, ohne viel Aufwand, dann sind die Befürchtungen der Christen
mehr als berechtigt. Eine internationale Friedenstruppe könnte den Christen zumindest
während der Wintermonate beistehen. Das wäre das Mindeste, was man jetzt tun sollte.“